This review may contain spoilers.
Thomas Morgenroth’s review published on Letterboxd:
Puh, ich habe mich selten mit einer Bewertung so schwer getan wie hier. Am besten fange ich mal mit den Kritikpunkten an, dann könnt ihr meinen Zwist nachvollziehen.
In Teil 1 hatten wir mit der Machtübernahme der Harkonnen eine grandiose Schlachtszene. Auch der zweite Teil bietet hervorragend inszenierte Scharmützel, die mich atemlos in den Sitz gepresst haben. Wohl aber auch deshalb, weil ich dachte: "Wahnsinn, wenn die kleinen Kämpfe schon so bombastisch sind, was wird mich dann in der Endschlacht erwarten?"
Die Atomraketen starten und sprengen den Schildwall, die Sandwürmer brechen durch den Nebel des Krieges und pflügen durch die Reihen der Feinde und... Schnitt, der Imperator und sein Tross lauschen etwas Krach und das war es dann.
Ja, ich kann mir das schönreden, wenn ich weiß, dass wenn da riesige Sandwürmer durch eine Schlachtaufstellung pflügen, da schnell nichts mehr von übrig bleibt, aber enttäuscht hat es mich trotzdem, zumal man kurz darauf noch eine kurze Einstellung von Kämpfen in Arakeen hat. Aber auch das nur, um Rabban einem derart unrühmlichen Ende zuzuführen, dass ich extrem sauer auf den Film war.
Das bringt mich zum Hauptproblem, nämlich der Darstellung mancher Charaktere. Eine meiner Lieblingsfiguren ist eben Graf Glossu "DAS BIEST" Rabban. Im ersten Teil konnte Dave Bautista das auch noch wunderbar ausspielen. Auch wenn der Film recht jugendfrei daher kommt, konnte man allein aus seinem Auftreten herauslesen, was er für ein menschenverachtendes Arschloch ist. In Teil 2 jedoch wird er von jetzt auf gleich zum Lauch gemacht, und das nur, damit Feyd Rauta noch mehr badass wirkt. Zu allem Überfluss wird ihm dann nichtmal ein rühmlicher Kampf gegen Gurney gegönnt, um abzutreten. Wow, was war ich enttäuscht.
Ähnlich ist es mir mit Imperator Shadamm IV. gegangen. Da holt man sich einen Star wie Christopher Walken für die Rolle, aber mehr als dumm aus der Wäsche glotzen macht der nicht. In Teil 1 war er noch der Intrigant, der im Hintergrund die Hä aufeinander hetzt, aber hier ist er nur ein seniler Greis, der Schwierigkeiten hat, seine Umwelt zu erfassen. Sämtliches politisches Kalkül wird hier allein seiner Tochter Irulan zugesprochen. Was für eine Verschwendung.
Also, alles was mit den Antagonisten zu tun hat ist unfassbar blass und unausgereift. Das hatte ich Teil 1 schon angekreidet und hatte auf Teil 2 gehofft, da die im Buch hier auch mehr Präsenz haben. Stattdessen haben wir hier Bösewichte auf Marvel-Niveau. Schlimm.
Sehr viel positiver ist man hier auf der Seite der "Guten". Deren Entwicklung, Ambivalenz und innere Zerrissenheit sind phantastisch und ließen mich zu jeder Sekunde insbesondere durch die im Vergleich zum Buch veränderte Person von Chani mitleiden. Den Fremen und ihrer Kultur wird hier viel Zeit gegeben. Das war extrem faszinierend und hat mich zu jeder Zeit gefesselt, der Film hatte daher trotz ungewöhnlichem Aufbau keinerlei Länge. Als Kenner der Bücher entdeckt man fast in jedem Satz oder Bild ein Detail. Ich musste mich echt zusammenreißen, meiner Freundin im Kino nicht eine Abhandlung über die Fremen zu geben, um ihr zu zeigen, wie genial das da eigentlich gerade ist, was wir da sehen und hören. Dafür musste sie auf der relativ langen Heimfahrt leiden 😜.
Denn wir haben den Film in Leonberg im weltgrößten IMAX gesehen. Und damit bin ich auch bei der audiovisuellen Opulenz dieses Films, die seines gleichen sucht. Wenn die Stampfer einen Sandwurm anlocken, was ist das für ein bombastischer Sound! Als Paul dann den Shai-Hulud reitet hatte ich Gänsehaut und feuchte Augen ob der unfassabaren Gewalt, die da auf dieser gigantischen Leinwand entfesselt wird. Denis Villeneuve ist da ein absolutes Meisterwerk gelungen und ich wüsste nicht, wann mich ein Film zuletzt so schwer beeindruckt hat.
Klar, TOP GUN MAVERICK war im IMAX schon eine Wucht, aber DUNE PART 2 setzt da nochmal eine ganze Schippe drauf. Ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen, große Bilder, bombastischer Ton, aber auch so kleine Details, wie der fremdartige Sound der Ornithoptergeschütze....
Was bleibt als abschließendes Fazit?
DUNE PART 2 ist ein Meisterwerk auf allen Ebenen (mit Abstrichen). Denis Villeneuve ist es gelungen, das Buch (das ich ehrlich gesagt für sein World Building liebe, aber das ich weder vom Spannungsaufbau noch vom Sprachlichen her besonders gut finde) auf die bestmögliche Art umzusetzen.
Abstriche muss er sich in der für mich wichtigen Kategorie "Antagonisten" gefallen lassen.
Bleibt zu hoffen, dass es wirklich einen dritten Teil und eine Serie über die Bene Gesserit geben wird. Lust auf die Welt von DUNE haben die Filme auf jeden Fall entfacht!