Letterboxd 5019o Wolf Speer https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/ Letterboxd - Wolf Speer Ready or Not 3c1y2 2019 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/ready-or-not-2019/ letterboxd-review-896095366 Sat, 24 May 2025 10:05:16 +1200 2025-05-23 No Ready or Not 2019 3.0 567609 <![CDATA[

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Ja, okay, würde Samara Weaving nicht mitspielen, hätte ich vermutlich einen ganzen Stern weniger gegeben.

Aber das TUT sie nun mal, und deswegen mag ich Ready or Not vielleicht ein bisschen lieber, als er es eigentlich verdient, denn so richtig toll ist er nicht. Die Geschichte ist ganz lustig: Arglose Braut heiratet in Satanistenfamilie, die in der Hochzeitsnacht Jagd auf sie macht, das gehört zum Ritual. Aber, klar: Aus der Gejagten wird die Jägerin und die räumt mal so richtig auf in der Psychosippe.

Ich mag vor allem zwei Dinge an diesem Film, und sie beide haben mit, siehe oben, Samara Weaving zu tun: Zum einen, dass sie nicht zum klischeehaften Abziehbild einer "starken Frau" verkommt, die einfach noch stärker, noch krasser, noch unverwundbarer ist als Männer. Wer glaubt diesen Bullshit noch, dass eine 45-Kilo-Frau muskelbepackte Elitekämpfer mit ein paar Stiletto-Kicks durch den Raum schleudert? Samara Weaving ist hier taff und clever und cool, aber eben nicht der fucking Terminator. Sie weint, sie schreit vor Schmerz, sie ist verwirrt und überfordert, aber wenn es drauf ankommt, beißt sie die Zähne zusammen und regelt. Sie tritt einfach Arsch und wer sieht sich das nicht gerne an?

Und meine absolute Lieblingsszene ist ihr mattes "Fuck" am Ende. Ich werde den Kontext nicht verraten, wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt, aber dieses eine kurze "Fuck", das hätte einen Oscar verdient. Ehrlich, das ist eine der besten Einzelszenen des Horrorgenres der letzten paar Jahre. WIE sie das sagt, das ist einfach absolut gottverdammt Gold. Das meint man, wenn man von "perfect delivery" spricht, jede nanofeine Nuance auf den Punkt, die Sprechpause vorher, ihr Gesicht, die Betonung, jedes Detail stimmt. Ich liebe dieses "Fuck" mehr als den ganzen Film davor.

Guckt euch Ready or Not an, wenn ihr einen spaßigen Abend ohne sonderlich viel Substanz haben wollt, und das ist absolut okay. Er ist nie langweilig, kommt schnell auf den Punkt, macht sein Ding und dann ist er auch schon wieder vorbei. Und guckt ihn vor allem, wenn ihr sehen wollt, was für eine wahnsinnig gute Schauspielerin Samara Weaving ist, wie viel Charme sie hat, wie viel Esprit, wie sie sich fast beiläufig jede Szene zu eigen macht, in der sie auftritt. Wer nach diesem Film kein Fan von ihr ist, von dem bin ich kein Fan.

Und, logo, natürlich haben wir auch den im HorrOhr-Podcast besprochen – hier geht's direkt zur Folge, toll!

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Wolf Speer
Corpse Bride 655o1y 2005 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/corpse-bride/ letterboxd-review-894371965 Thu, 22 May 2025 08:09:00 +1200 2025-05-21 No Corpse Bride 2005 4.0 3933 <![CDATA[

Ja, sorry, Minderheiten-Meinung, aber ich mag den mehr als den übermächtigen The Nightmare before Christmas.

Die Story ist vielleicht nicht so originell wie beim ersten, die Designs sind nicht mehr so überbordend fantasievoll ‐ einen derart ikonischen Shot wie Jack Skellingtons Silhouette vor dem riesigen Mond hat Corpse Bride nicht zu bieten ‐ und vielleicht ist der ganz große Aha-Effekt, den wir alle bei Nightmare hatten, weg. Stimmt alles.

Aber dieser Film schafft etwas, was Nightmare, bei aller Brillanz, nie geschafft hat: Er berührt mich. Wenn am Ende ... nein, das will ich hier nicht verraten, für alle, die ihn noch sehen wollen. Aber ja, ich bin wirklich jedes Mal ergriffen. Das hier ist eine Geschichte von Liebe und Tod, von Schuld und Rache, von Akzeptanz und davon, Frieden zu finden in dem, was man ist und was man getan hat. Klassischer Stoff. Zeitloser Stoff. Große Gefühle in Stop Motion.

Und klar, die Songs sind einfach nicht mehr so eingängig wie bei Nightmare before Christmas, Danny Elfmans absolutem Meisterstück. Aber dieses Klavierthema! Leute, erzählt mir nicht, dass ihr da keine Gänsehaut bekommt.

Corpse Bride ist ein wenig kleiner, ein wenig unaufgeregter, ein wenig erwachsener als sein legendäres Gegenstück. Aber auch runder und durchdachter. Und deswegen mag ich ihn mehr. Am Ende von Nightmare before Christmas denke ich immer: "Das war schön!" Am Ende von DEM hier denke ich immer: "Mein Gott, war das schön."

Kein großer Unterschied. Aber irgendwie doch.

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Wolf Speer
The Nightmare Before Christmas 6r4he 1993 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-nightmare-before-christmas/ letterboxd-review-894356857 Thu, 22 May 2025 07:48:54 +1200 2025-05-21 No The Nightmare Before Christmas 1993 3.5 9479 <![CDATA[

Ich liebe alles an diesem Film. Ich liebe den Look, ich liebe die Musik, ich liebe es, wie er Tim-Burtonsche Morbidität mit fantasievoller Verspieltheit zu etwas wirklich Neuem zusammenführt, ich liebe es, dass es ein großartiger Einstiegs-Gruselfilm ist für Kinder, die ihre ersten Gehversuche ins kindgerecht Schauerliche wagen wollen. Ich liebe, wofür dieser Film steht, ich liebe, dass er für uns Gruselfans ein unbestrittener Klassiker ist, auf den wir uns alle, immer einigen können, ich liebe die popkulturelle Bedeutung, die er errungen hat. Keine Emo-Braut ohne Jack-Skellington-Tattoo irgendwo unter dem Korsett.

Warum dann trotzdem nicht die Höchstpunktzahl? Weil der Film, wenn man die nostalgisch getönte Fledermaus-Sonnenbrille mal abnimmt, leider unrund ist. Die wahnsinnig originelle Geschichte um den melancholischen Skelett-Dandy Jack Skellington, der doch nur einmal Weihnachten feiern möchte, fängt irre stark an, reißt einen im Mittelteil mit und zerfasert dann ein bisschen gegen Ende hin. Ich hab den Streifen jetzt weiß ich nicht wie oft gesehen und ich kann immer noch nicht so recht erklären, was genau die Funktion von Oogie Boogie ist, dem sackartigen Gegenspieler, und wie er in die Geschichte t. Hier verzettelt sich der Film dezent und lädt sich doch ein bisschen zu viel auf den Teller, der doch schon randvoll ist von Käfern, Maden und anderem Krabbelgetier. Weniger ist mehr: Gilt hier wieder mal.

Und eigentlich gebe ich Nightmare before Christmas nur deswegen dreieinhalb Sterne, weil ich Corpse Bride mittlerweile viel besser finde und da noch modrige Luft nach oben sein muss.

Denn eigentlich ist es völlig egal, wie viele Sterne man hier geben will: Dieser Film ist ein absoluter Herzensfilm von mir, der zu jedem Halloween dazugehört wie Süßigkeiten und ein Horrorfilm bei Kerzenschein, wenn die Kleine im Bett ist. Wir haben diesen Film schon sehr oft gesehen, singen die Songs mit (sie süß, ich schlecht) und ich glaube, das war tatsächlich der erste "Gruselfilm" ihres Lebens. Jetzt ruft sie voller Freude "Mikey!", wenn irgendwo John Carpenters Titelmelodie von Halloween kommt. Gooble gobble, one of us. Mit sieben Jahren.

Nichts als Liebe für diesen Film.

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Wolf Speer
Event Horizon 101r4n 1997 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/event-horizon/ letterboxd-review-889142339 Fri, 16 May 2025 08:55:00 +1200 2025-05-15 No Event Horizon 1997 3.0 8413 <![CDATA[

Ihr kennt den Spruch: "Größer als die Summe seiner Einzelteile"? Hier ist es genau andersrum. Wirklich gut ist Event Horizon nicht. Dabei ist fast jeder kleine Baustein so großartig. Was ist da los?

Ich kann es euch sagen: Verschenktes Potenzial. Oder nein: Nicht verschenkt. Sondern auf wirklich sträfliche Art nicht komplett ausgeschöpft. Ein Raumschiff war buchstäblich in der Hölle, ist nun von einer dämonischen Macht besessen und erzeugt bei jedem Eindringling Wahnvorstellungen und schlimme Angstbilder. Sam Neill reißt sich die Augen raus, durchbohrte, zerschnittene, verstümmelte, bis in den Tod gequälte Menschen, Schreie, infernalischer Wahnsinn. Das klingt so fucking cool, Hellraiser meets Alien, Science-Fiction-Horror für Slipknot-Fans. Ist es im Grunde auch. Nur in einer zu zahmen, zu mutlosen Version.

Es versetzt mir jedes Mal einen kleinen Stich ins Herz, wenn ich Event Horizon gucke, weil man ahnt und spürt, was für ein Monsterfilm das hätte werden können. Wenn man, jawohl, mehr gesehen hätte, mehr Blut, mehr Terror. So muss man sich, wenn man das ganze brutale Spektakel in all seinen Details sehen will, die sekundenbruchteilkurzen Einzelbilder des Massakers Standbild für Standbild angucken. Was ich damals, mit 17, 18, absolut gemacht habe, schön noch auf VHS-Kassete. Pause Play Pause Play Pause Play, es ruckelte mit jedem Druck auf die Fernbedienung mühsam voran, aber ich wollte unbedingt die Leiche sehen, die von einem madenwimmelnden Eisenrohr durchbohrt wurde. Durch den Mund.

Ich war nicht unzufrieden.

Event Horizon ist ein guilty pleasure, der trotz aller Mängel Laune macht, man darf nur nicht allzu sehr drüber nachdenken. 90s-Ästhetik trifft auf das Brachial-Gemüt von Paul W.S. Anderson: Nichts für Weißwein-Trinker.

Mit Budi von den Rocketbeans haben wir lange und ausführlich im unserem Podcast über Event Horizon abgenerdet und da bei sehr viel gelacht. Hier könnt ihr den Quatsch komplett anhören!

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Wolf Speer
The Bayou b4w6f 2025 - ★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-bayou/ letterboxd-review-885955443 Mon, 12 May 2025 08:22:44 +1200 2025-05-11 No The Bayou 2025 1.5 1407861 <![CDATA[

Stürzen ein paar unsympathische Vollhonks mit einem Flugzeug ab, weil einer der agiere mit dem Kopf an die Decke gestoßen ist, und landen in den Sümpfen und werden dann von Killerkrokodilen auf Meth angegriffen.

Klingt wie der Auftakt zu einem lauwarmen Witz, ist aber der Auftakt zu einem lauwarmen Billig-Tierhorrorfilm. Wer sowas mag, kriegt hier genau das, was er mag: Wackelige bis miese Tricks, wackelige bis miese Schauspieler, wackelige bis miese Story. Krokodile – okay, okay, wir wollen fair sein und den Film hier nicht falsch widergeben: Es sind keine Krokodile, sondern Alligatoren; Alligatoren haben rundere Schnauzen, bitte ein für alle mal merken! – also Alligatoren im Drogenwahn und deswegen hochaggressiv, da befürchtet man erzwungen lustigen Partytrash. Aber, und das ist vielleicht die einzig wirklich angenehme Überraschung an diesem schmerzhaft belanglosen Videothekenfilm: Wenn die Alligatoren angreifen, nimmt der Film das absolut ernst. Sie sind schnell, sie sind fies, der Soundtrack hämmert und Leute schreien in Panik – hier kratzt der Streifen immer kurz an einem Qualitätsniveau, das er aber doch nie erreicht.

Nur für Leute, die Rogue schon auswendig kennen.

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Wolf Speer
The Conference 3p12j 2023 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-conference-2023/ letterboxd-review-883151224 Fri, 9 May 2025 02:26:12 +1200 2025-05-08 No The Conference 2023 3.0 1161048 <![CDATA[

Ein Comedy-Slasher, bei dem die Mischung tatsächlich mal stimmt.

Ein paar Arbeitskollegen einer Baufirma reisen zur titelgebenden Konferenz an einen abgelegenen Ort, ein bisschen Teambuilding, Meetings, abends soll dann ordentlich gesoffen werden. Aber dann: Ein Killer mit alberner Maskottchen-Maske dezimiert die Belegschaft einen nach dem anderen. Wer steckt unter der Maske? Und wer wird am Ende übrig bleiben?

Dass man die Identität des Mörders nach etwa 20 Minuten errät, ist nicht weiter schlimm, ein Film wie dieser will nicht mit einer cleveren Story punkten. Sondern mit originellen Mordmethoden und der richtigen Balance aus Blut und Comedy. Hat Konferensen (ich mag den schwedischen Originaltitel viel lieber) beides. Die Gewalt wird nie zu exzessiv, die Gags nie zu albern und kreischig. Davon war ich am meisten überrascht: Wie lustig ich den streckenweise fand. Wenn die Belegschaft den Maskierten freudestrahlend begrüßt, in der Annahme, es sei einer ihrer Kollegen ("Kohli!"). Oder wenn Kohli, der Killer, sein Opfer ausschaltet, in dem er ihm einfach eine Bratpfanne an den Kopf wirft – klonk. Keine Schenkelklopfer-Gags. Sondern einfach skurrile Situationskomik.

Konferensen leistet zu keiner Zeit Herausragendes, aber kommt schnell auf den Punkt, zeigt mir angenehm lebensnahe Figuren und unterhält mit ein paar schönen Kills. Ist alles nett, und manchmal ist nett auch völlig ausreichend.

Und garantiert spaßiger als dein nächstes Meeting.

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Wolf Speer
Screamboat 15zg 2025 - ½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/screamboat/ letterboxd-review-883094035 Fri, 9 May 2025 00:12:44 +1200 2025-05-08 No Screamboat 2025 0.5 1225572 <![CDATA[

Es gibt wahrscheinlich kein Genre, in dem es mehr Schrott gibt als das Horrorgenre. Horrorfans wird oftmals eine gewisse Anspruchslosigkeit vorgeworfen und so ganz von der Hand zu weisen ist das nicht: Es ist schon erstaunlich, was wir als "ganz okay" durchwinken oder sogar richtig gut finden. Leute, seid ehrlich: Man muss uns doch nur ein paar spritzende Blutfontänen zeigen oder nackte Titten, oder, Jackpot, blutbespritzte Titten, und dann sind wir doch schon happy. Wir mögen auch den größten Scheiß, Hauptsache, es bumst. Ich bin da auch ganz vorne mit dabei, bei mir im Filmregal steht "Zombie Strippers" und ich schäme mich null dafür.

Wenn also selbst ICH Screamboat absolut beschissen finde, dann sollten Menschen mit einem halbwegs intakten Filmgeschmack einen großen Bogen darum machen.

Ich habe mich lange nicht mehr so gelangweilt bei einem Horrorfilm wie hier. Zwischendurch habe ich alle Lebensentscheidungen hinterfragt, die dazu führten, dass ich mir diesen Film als Presse-Screener angesehen habe. Stell dir vor, Micky Maus killt Leute, haha. Findet man rasend witzig, wenn man bis in die Haarspitzen bekifft ist, für 10 Sekunden. Leider geht dieser Kernschrott 102 Minuten.

David Howard Thornton (Art der Clown aus den Terrifier-Filmen) steckt unter 20 Tonnen Make up und grimassiert tapfer gegen die eigene Bedeutungslosigkeit an, aber keine Chance: Es ist alles so wahnsinnig egal, so wahnsinnig öde in diesem Film. Absolut nix zu sehen von allem, was dieses Gerümpel irgendwie retten könnte: Die Kills sind zahnlos, die Gags zünden nicht und jeder Lidl-Prospekt zeigt mehr nackte Haut. Ein Film wie unter Vollnarkose.

Ich weiß nicht, welcher Teufel die Macher geritten hat, an der spektakulär schlechten Idee festzuhalten, dass Micky Maus hier wirklich nur Zwergengröße hat. Der krasse Killer in diesem Film geht einem gerade mal bis zum Knie, das war bei Chucky schon panne, nur hatte Chucky Charme, Witz und lustige Sprüche. Screamboat Willie hat nichts davon. Schlimmer: Weil Micky Maus so winzig ist, wird David Howard Thornton mittels sehr, sehr schlechtem CGI neben normal große Schauspieler ins Bild gesetzt, Greenscreen-Technik aus den frühen 2000ern. Und natürlich kann er auch nicht wirklich mit ihnen interagieren, das wäre tricktechnisch zu aufwendig. Das Ergebnis ist ein Horrorfilm, in dem Leute sterben und Blut fließt, der sich aber trotzdem völlig steril und statisch anfühlt. Das hier ist ein Party-Horrorfilm für Leute, die ihre Freunde hassen.

Ich sage es ohne jede Übertreibung: Gegen diese Frechheit ist Winnie the Pooh: Blood and Honey 2 ein absolutes Meisterwerk. Es gibt wirklich KEINEN Grund, sich Screamboat anzusehen.

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Wolf Speer
You Should Have Left 6j1u3u 2020 - ★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/you-should-have-left/ letterboxd-review-881788640 Wed, 7 May 2025 05:10:49 +1200 2025-05-06 No You Should Have Left 2020 2.0 514593 <![CDATA[

Videotheken-Thriller.

Kevin Bacon und Amanda Seyfried sind ein Paar und checken für ein Wochenende in ein Haus ein, in dem, uuuh, seltsame Dinge vor sich gehen: Mal ist da eine Tür und mal nicht, irgendjemand schreibt Kevin mysteriöse Botschaften ins Notizheft und ein Zimmer ist von innen größer als von außen. Und war da nicht gerade eine Gestalt zu sehen? In den Schauerszenen wird's mal kurz ein bisschen surreal, und hätte der Film das verstörende Spiel mit den Regeln der Realität konsequenter gespielt, hätten wir uns alle mehr gegruselt.

So ist der größte Schock, wenn sich Amanda als fieses Miststück rausstellt, obwohl sie doch so nett wirkte. Und dass jemand wirklich freiwillig in diesem hässlichen kalten Klotzhaus Urlaub machen möchte.

Unaufgeregt, angenehm klein, solide gespielt und inszeniert, aber so schnell verflogen wie ein schlechter Traum, wenn man vor dem Schlafengehen mal wieder zu viel gegessen hat.

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Wolf Speer
Salò 116h4r or the 120 Days of Sodom, 1975 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/salo-or-the-120-days-of-sodom/ letterboxd-review-880874867 Tue, 6 May 2025 02:08:21 +1200 2025-05-05 No Salò, or the 120 Days of Sodom 1975 3.0 5336 <![CDATA[

Sorry, vielleicht weist das auf eine ernsthafte psychologische Störung hin, aber:

Ich finde den nicht sonderlich schlimm.

Einer der verstörendsten Filme aller Zeiten soll das sein und auf dem Papier ist er es auch: In den letzten Tagen des Faschismus entführen vier skrupel- und morallose Herren (der Fürst, der Präsident, die Exzellenz, der Bischof) junge Männer und Frauen und leben ihre verdorbenen Triebe an ihnen aus. Sie foltern, sie schlagen, sie vergewaltigen, keine Erniedrigung ist zu grotesk, ein Mädchen muss ein mit Nägeln gespicktes Brötchen essen und sie alle Scheiße. Am Schluss werden die letzten Überlebenden systematisch gequält und ermordet, die Herren tanzen ausgelassen.

Ende.

Pasolini wollte hier nicht nur plump schocken und provozieren, er wollte die absolute Amoral von Macht darstellen. Und gleichzeitig auch, wie er selber sagte, vor dem heraufdämmernden Faschismus des Kapitalismus warnen. Hehre Ziele hatte er, und bis heute halten sich hartnäckig Theorien, er wurde wegen seines letzten Films von verärgerten Faschisten ermordet. Salo ist kein einfacher Film mit keiner einfachen Geschichte. Das hier ist Filmkunst im besten Sinne, mutig, radikal und aufrüttelnd.

Nur: Bei mir kommt's einfach nicht an. Die Inszenierung ist so streng komponiert und theatralisch, dass ich zu keiner Sekunde glaube, was ich sehe. Alle spielen hölzern und steif, die geschundenen Jugendlichen gucken meist nur emotionslos in die Kamera, manche machen sogar freudig mit bei der sadistischen Folterorgie. Schon klar: Das war beabsichtigt und was Pasolini hier zeigen wollte, liegt auf der Hand. Aber: Wenn keiner so recht schockiert ist von dem, was da iert, dann kann ich es auch kaum sein. Diese Höllenwelt, die uns Pasolini hier zeigt, ist so verkopft und artifiziell, dass ich hier erstklassige Filmkunst bewundere – mit dem Kopf. Mein Herz bleibt unberührt.

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Wolf Speer
The Neon Demon 4g1a13 2016 - ★★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-neon-demon/ letterboxd-review-879683064 Sun, 4 May 2025 23:19:45 +1200 2025-05-04 No The Neon Demon 2016 4.5 301365 <![CDATA[

Junges Nachwuchs-Model kommt nach Hollywood und wird von der Modebranche buchstäblich verschlungen.

Das ist ein NWR-Film, und Nicolas Winding Refn macht mal wieder sein patentiertes Ding: Geile Bilder, ein absoluter Killer-Soundtrack, lange Kamerafahrten hinab an schönen Körpern mit hässlichen Seelen. Die Welt, die er uns hier zeigt, ist real, aber überhöht, überspitzt, sie funkelt neonhell, dafür sind die Schatten tiefschwarz. Ganz so monströs wird es vielleicht nicht zugehen in der Modewelt, aber wirklich ausschließen kann man's auch nicht. Schönheit ist nicht alles, es ist das EINZIGE. Manche Kritiker haben ihm vorgeworfen, er hätte keine Substanz, in ihm ginge es um nichts. Aber das verfehlt den Punkt: Der Schein IST das Sein.

Ich sehe hier keine "Abrechnung" mit der Modebranche. The Neon Demon ist zu keiner Zeit eine larmoyante Wehklage über die ach so gemeine Glitzerwelt, die zufällig erst DANN so gemein wird, wenn man zum alten Eisen gehört, siehe The Substance. Refn hat mal eine Zeitlang in der Modelbranche gearbeitet. Sein Film ist deswegen so unendlich faszinierend, weil er von seinem eigenen Thema so fasziniert ist: Ein Ästhet wie Refn kann diesem hypnotischen Glitzer nur erliegen. Und hypnotisch ist dieser Film von der ersten Sekunde an. Nicht alle mögen Refns Stil, ich finde ihn absolut geil. Schöne Gesichter im zuckenden Strobolicht, dazu die anrüchigen Beats des absoluten Über-Tracks The Demon Dance, irgendwo in der Dunkelheit schwebt eine Bondage-Alte: Das ist exakt die Art Party, auf die ich gehen will. Ich werde ein bisschen high, wenn ich diesen Film gucke.

Für mich vermutlich der beste von NWR, ich klicke mit diesem Film und er mit mir. Er ist sexy und deswegen gefährlich und gefährlich und deswegen sexy. Mord, Kannibalismus, Keanu Reeves, ein Berglöwe im Zimmer und Jenna Malone hat Sex mit einer Leiche: Meine Sprache, meine Welt.

Den werde ich noch sehr, sehr oft gucken.

Und selbstverständlich haben wir auch dieses Meisterwerk im HorrOhr-Podcast besprochen – und zwar hier, einfach anklicken!

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Wolf Speer
The Haunted World of El Superbeasto o485z 2009 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-haunted-world-of-el-superbeasto/ letterboxd-review-876032700 Wed, 30 Apr 2025 21:36:54 +1200 2025-04-30 No The Haunted World of El Superbeasto 2009 2.5 23127 <![CDATA[

Die Frage ist nicht, ob dieser Film doof ist – sondern WIE doof.

Und die Antwort ist: Sehr. Sehr sehr. Das ist hier ungefähr Jackass-Niveau: Es geht nur darum, so krass, laut, derbe und proletenhaft wie möglich zu sein. Ist das Kunst oder Kotze?

Rob Zombie bringt gezeichneten Turbo-Trash, bei dem ein kohärenter Plot nur stören würde. Dr. Satan will das Tor zur Hölle aufmachen und muss dafür eine Frau heiraten, die eine 666 auf dem Arsch hat, irgendwie so, ist auch nicht so wichtig, denn etwa vier Sekunden nach dem Intro geht's los: Die Comic-Babes haben dicke Titten, unser Held El Superbeasto ist dauergeil, ein Roboter kriegt einen runtergeholt, Nazi-Zombies, Splatter, Metal. Es ist exakt das, was man von einem Rob-Zombie-Comicfilm erwartet: Schubartiger Rückfall ins Infantile. Ersma sechs Bier reinknallen, dann den Play-Button drücken.

"Gut" im klassischen Sinn ist das nicht, sollte es auch nie sein. Kann man kritisieren, mir gefällt's ein bisschen: Stumpf ist Trumpf. Außerdem bin ich viel zu sehr damit beschäftigt, auf Easter-Egg-Suche zu gehen: In jedem Frame eine Referenz auf Horror-Ikonen. In der Bar steht Michael Myers, nebendran sitzen die Fireflys, Vincent Price orgelt sich einen. Auch im Tonstudio feiern die Größen des Genres ein feucht-fröhliches Klassentreffen: Dee Wallace und Cassandra Peterson, Ken Foree und Danny Trejo, Clint Howard und, natürlich, Sheri Moon Zombie standen am Mikro – nicht, um hier das Arthouse-Publikum zu bedienen. Sondern um Spaß zu haben. Hatten sie, merkt man. Hab ich deswegen auch.

Viel Sympathie für dieses krude Stück edgy Teenager-Humor, aber wenn ich dann doch mal zweieinhalb Schritte von meinem eigenen Fanboytum zurücktrete und den Film halbwegs objektiv sehen will, muss ich leider festhalten: Er ist halt, siehe oben, wirklich nicht gut, nicht mal mit ausgeschaltetem Hirn und alkoholverklebtem Dauergrinsen. Statt cleverer Gags gibt's hier ein Trommelfeuer aus der Schwachsinns-Kanone, alles ist sehr laut und sehr schnell, nichts bleibt hängen. Beim Abspann schon die Hälfte weggewischt.

Kein Meisterwerk von meinem Kumpel Rob – aber hey: Wenn sich selbst ein "Adult Animated Dark Fantasy Horror" wie Spine of Night, der sich tief vor dem ewigen Klassiker Heavy Metal verbeugt, nicht traut, mal ein paar, gottverdammtnochmal, animierte Brüste zu zeigen, dann nehme ich halt, was ich kriegen kann.

Ging Gang Gong De Do Gong De Laga Raga.

Bonus: Ich habe mit zwei sehr schönen Menschen über El Superbeasto gesprochen, nämlich mit Stu4You und Schlogger. Könnt ihr euch hier anhören!

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Wolf Speer
The Blob 1a38u 1988 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-blob-1988/ letterboxd-review-874096733 Mon, 28 Apr 2025 09:23:13 +1200 2025-04-27 No The Blob 1988 3.5 9599 <![CDATA[

Als Shawnee Smith auftrat, sagte ich zu meiner Freundin, dass ich damals, wie jeder männliche Horrorfan, der etwas auf sich hält, ein bisschen in sie verliebt war, also Shawnee Smith jetzt. Meine Freundin sagte gar nichts, sondern guckte nur weiter und mit einer gewissen verkniffenen Konzentration zum Fernseher. Oh-oh, dachte ich, ist sie jetzt sauer? Aber dann sagte sie, als hätte sie mich gar nicht gehört: "Hat die Extensions drinne?" Und von diesem Moment an guckte ich jedes Mal, wenn Shawnee Smith zu sehen war, mit derselben Konzentration ganz genau hin und es war sehr schwer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Danke, Schatz.

Weil, also, ich bin jetzt absolut kein Experte für weibliche Haarverlängerungen und ich habe diesen Film jetzt vier oder fünf Mal gesehen und zu absolut keiner Sekunde ist mir diese Frage auch nur EINMAL gekommen, aber jetzt, also ich muss zugeben: Manchmal sieht das schon ein bisschen komisch aus. Als wäre da wirklich eine klar sichtbare Kante. Kann das sein? Hatte Shawnee Smith damals, 1988, viel kürzere Haare? Aber das waren doch die 80er, da hatten die Mädels doch ALLE lange Haare! Oder zumindest sehr voluminöse. Hat mein Girl Shawnee einen taktischen Fehler begangen und sich die Matte abrasiert? Und das sah dann aber kacke aus und deswegen dann die Extensions? Hat es DESWEGEN nie zur ganz großen Karriere gereicht? Liste B wegen zu kurzer Haare? Bedrückend.

Ach so, der Film ist übrigens ganz wunderbar, eines der Remakes, die unendlich viel besser sind als das Original und die einfach nur von vorne bis hinten Spaß machen. Die Effekte sind charmant handgemacht (und manchmal charmant NICHT-handgemacht), es gibt ein paar wirklich schön eklige Sequenzen, vermeintliche Hauptfiguren sterben schon nach Minuten und selbst ein Kind muss dran glauben, astrein. Er ist beizeiten ernsthaft lustig ("Wir sind eine streng geheime Regierungs-Organisation!") und man merkt, dass hier zwei Profis am Werk waren: Frank Darabont schreib am Skript mit, Chuck Russell führte Regie.

Ohne jemals in einem Autokino gewesen zu sein: Der perfekte Autokino-Film.

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Wolf Speer
Triangle 543m21 2009 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/triangle-2009/ letterboxd-review-874070653 Mon, 28 Apr 2025 09:01:11 +1200 2025-04-27 No Triangle 2009 3.0 26466 <![CDATA[

Eine junge Frau mit, das ahnt man sofort: schwerwiegenden Problemen, schließt sich einem Segeltörn mit Kumpels an. Ein mysteriöses Gewitter zieht auf, sie boarden ein noch mysteriöseres menschenleeres Schiff und werden dann von einem maximal mysteriösen Killer mit Waschlappen um den Kopf gejagt. Wer ist der Irre? Warum ist der gigantische Dampfer menschenleer? Und wieso ist das Essen verrottet, das vor fünf Minuten noch völlig in Ordnung war? Genre-Experten gehen in Hab-Acht-Stellung: Hier kündigt sich ein Mindfuck-Film an.

Und das ist Triangle auch. Eigentlich ist am Ende alles relativ klar, wenn man ein bisschen auft (wenn der Plot praktisch unterbrochen wird, damit wir, das Publikum, Hintergrundinfos zu einem Setting bekommen, dann IST DAS WICHTIG), am Ende kann man sich trotzdem keinen rechten Reim drauf machen. Ist das frustrierend? Nein, wenn man, ganz wie in Lost Highway von David Lynch, ein fundamentales Paradoxon akzeptiert. Es ist halt so, sagt der Film, und dann ist das halt so. Triangle ist ein Albtraum, und Albträume sind selten in der Realität verhaftet.

Vielleicht hätte der Film sein Potenzial noch besser ausschöpfen können; alles hier ist solide bis ziemlich gut, das Schauspiel, die irritierende Atmosphäre, ja gut, ein paar CGI-Sequenzen sind wackelig, unwichtig. Alles stellt zufrieden, nichts begeistert. Trotzdem macht Triangle Spaß: Weil er ganz genau weiß, was er ist und sich nie verhebt. Er kommt, er macht seinen Job, und dann geht er wieder. That's it. Und gegenüber anderen aufgeblasenen und selbstverliebten Mystery-Seifenopern ist das eine Wohltat.

Ach ja, und: Maues CGI hin oder her, aber die Vorstellung eines riesigen Urlaubskreuzers, der völlig menschenleer ist, ist die nicht herrlich schaurig? Ein großes Schiff, ein Einkaufszentrum, ein Flughafen – verlassene Orte, an denen ganz viele Leute sein sollten, aber da ist einfach NIEMAND, die sind einfach fucking creepy, isso.

Kleiner, vielleicht noch unbekannter Film, aber auf jeden Fall ein Blick wert. In unserem Podcast reden wir ganz ausführlich über Triangle.

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Wolf Speer
Sinners 5z1711 2025 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/sinners-2025/ letterboxd-review-874038111 Mon, 28 Apr 2025 08:32:12 +1200 2025-04-27 No Sinners 2025 4.0 1233413 <![CDATA[

Er war so kurz davor. SO kurz davor. Bis etwa 20 Minuten vor Schluss saß ich absolut gebannt im Kinosaal und dachte: Ja. Ja, das isser. Der vielleicht frischeste, lebendigste, eigenständigste, kurz: beste Horrorfilm seit Ari Asters Hereditary. Ich war verliebt: In die Bilder, den Soundtrack, das tolle Spiel von Michael B. Jordan in einer Doppelrolle.

Eine Vampirstory in den USA der Rassentrennungsgesetze. Die Schwarzen fühlen den Blues, und draußen tanzen die Kinder der Nacht zu irischen Volkstänzen. Familien sind sie beide. Überhaupt, das ist ein großes Thema des Films: Familie. Irgendwann habe ich mich beim Gedanken ertappt, ob es denn wirklich so schlimm wäre, einen Vampir hereinzubitten. Vielleicht wäre mein Leben im Tod ein besseres. Keine Schmerzen mehr. Keine Angst mehr. Dafür diese schweinegeilen Fangzähne. Und tanzen wollte ich schon immer können.

Es gibt so viele starke Einzelszenen, und die stärkste ist natürlich die, in der uns gezeigt wird, welche schamanische Kraft die Musik bis heute hat. Aus ein paar gezupften Gitarrenklängen wird schon bald mehr, ein ekstatischer Ritt durch die Musikstile der Jahrhunderte, Blues trifft Hip Hop, das Dach brennt weg, darüber der Himmel und das tief spirituelle Gefühl von etwas Größerem, das uns alle verbindet, wenn wir unsere Herzen öffnen und uns trauen zu fühlen. Wenn mir jemand gesagt hätte, dass bei einem Musik-Horrorfilm in den 1930ern plötzlich ein modern gekleideter Gitarrist auftritt, der aussieht wie Bootsy Collins, und das bringt mich nicht zum Lachen, sondern verursacht mir eine veritable Gänsehaut – ich hätte ihn für verrückt erklärt. Aber here we are.

Ich war wirklich absolut und vorbehaltlos an Bord – bis es zum Finale kam. Das war zu bequem, zu einfach und leider, das hat mich am meisten enttäuscht, zu gefallsüchtig. Als hätte Ryan Coogler hier nicht ein absolut wildes, ungezähmtes Biest auf uns losgelassen, fängt er es am Ende vorsichtshalber aber doch wieder ein und sperrt es zurück in seinen Käfig. Dann dürfen wir es alle noch einmal streicheln, weil es sich so gut anfühlt, aber nicht für das Biest, sondern für uns, weil sein Fell einfach so toll flauschig ist. Wahnsinnig schade, auf den letzten Metern auf Nummer Sicher zu gehen. Der Applaus des Publikums ist ihm damit sicher, denn das mag sowas. Diese geile Geschichte, die er hier erzählt, hätte aber ein besseres Ende verdient.

Trotzdem: Dann hat es halt für die Spitze nicht ganz gereicht, ärgerlich, aber sensationell ist Blood & Sinners trotzdem. Ich habe lange nicht mehr so einen energetischen, kreativen Horrorfilm gesehen, der in jedem Frame beweist, dass sein Macher BOCK hatte, Bock auf Kino, Bock auf Leben, Bock auf Geschichten, Bock auf Magie. Das hab ich so dringend gebraucht und auch fast durchweg bekommen. Wandert 100 % ins Regal.

P.S.: Ich bin jetzt nicht der krasseste Blues-Experte, aber ich habe schon immer Stevie Ray Vaughan geliebt und über den bin ich auf Buddy Guy gekommen und Buddy Guy in einem Horrorfilm zu sehen, hat mein Herz geweitet zu einem saftigen Steak.

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e USS Callister – Into Infinity, 2025 - ★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-uss-callister-into-infinity/ letterboxd-review-871772145 Fri, 25 Apr 2025 23:33:41 +1200 2025-04-25 No Black Mirror: USS Callister – Into Infinity 2025 1.5 1458468 <![CDATA[

Wir haben diese Folge aus Versehen als erste gesehen und das war eigentlich ganz gut, denn danach konnte es nur besser werden.

Beschämend. Überflüssiges Sequel, das niemand brauchte und das man am besten direkt wieder aus dem Gedächtnisspeicher löscht. Die Figuren sind Abziehbilder, der arrogante Technikguru ist ein Arschloch-Chef, haha.

Und wisst ihr, was ich so RICHTIG hasse?

"Chief, das ist UNMÖGLICH!"
"Ich brauche es aber!"
"Na gut, dann ist es doch möglich!"

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e Eulogy, 2025 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-eulogy/ letterboxd-review-871763798 Fri, 25 Apr 2025 23:11:59 +1200 2025-04-25 No Black Mirror: Eulogy 2025 2.5 1458467 <![CDATA[

Sieht ganz cool aus, der Effekt, wenn Paul Giamatti seine alten Fotos betritt.

Das war's.

Handelsübliches Schmalspur-Drama, ein bisschen Melancholie, ein bisschen Heartbreak, Mann, früher war ich jung und fröhlich, jetzt ich bin so traurig.

Hab ich nicht grundlegend ein Problem mit, aber dafür muss ich nicht auf Black Mirror warten.

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e Plaything, 2025 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-plaything/ letterboxd-review-871760136 Fri, 25 Apr 2025 23:01:54 +1200 2025-04-25 No Black Mirror: Plaything 2025 3.0 1458466 <![CDATA[

Ganz gute Folge, ich mochte sie, aber sie steht symptomatisch für das Problem, das Black Mirror mittlerweile hat: Es hat nichts mehr zu sagen.

Ein verschrobener Computer-Guru will die Menschheit mittels eines Computer-Codes rebooten, neu starten, verbessern. Okay. Aber was soll mir da jetzt hängen bleiben? Sind Computerspiele gefährlich? Technik? Sollte man seine bekifften Kumpels einfach nicht an seinen Spielstand lassen? Ich weiß es nicht und diese Folge auch nicht.

Und sorry, ich habe selber lange als Videospiel-Journalist gearbeitet, und noch niemals in der Geschichte des Videospiel-Journalismus hat ein exzentrisches, latent autistisches Entwicklergenie irgendwo zwischen Peter Molyneux, Warren Spector und Hideo Kojima einem verschüchterten Jung-Redakteur zu seinen Texten gesagt: "I ire your work". Das ist ein Satz, der fällt, weil die Schreiber glauben, dass so ein Satz in so einer Situation fallen muss, haben sie ja schließlich schon ganz oft in anderen Filmen gehört.

Ey und sorry die zweite, aber: Der Typ sieht sich als Revolutionär, der das gesamte Medium Videospiele neu definieren und radikal umwälzen will – und dann bietet er uns niedliche Pixelflauschis an? Nö, schluck ich nicht. Ein Projekt von dem wäre kühler, abstrakter, wilder, und sähe nicht aus wie Populous meets Lemmings.

Aber ich mochte das schön dystopische Ende.

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e Hotel Reverie, 2025 - ★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-hotel-reverie/ letterboxd-review-871094783 Fri, 25 Apr 2025 02:51:01 +1200 2025-04-24 No Black Mirror: Hotel Reverie 2025 2.0 1458463 <![CDATA[

Wenn die Macher mich mit dieser Folge ratlos zurücklassen wollten, dann Gratulation, Aufgabe erfüllt. Ich weiß nämlich wirklich nicht, ob die Autoren hier sehr treffende und beißende Kritik an woken Tastatur-Aktivisten üben wollen, die weite Teile der Unterhaltungsbranche mit ihrer penetrant zur Schau gestellten Latte-Macchiato-Progressivität an die Wand gefahren haben? Oder imaginiere ich da eine clevere Meta-Ebene, wo gar keine ist – und diese ganze Räuberpistole hier ist genauso doof, wie sie scheint?

Mittels einer brandneuen Tricktechnik wird eine schwarze, lesbische Schauspielerin in einen alten Schwarzweiß-Film transferiert und spielt ihn, quasi wie einer absolut lebensechten Simulation, nach, mit sich selbst in der Hauptrolle. Ich erwähne die Hautfarbe und die Sexualität der Schauspielerin, weil das Skript sie explizit erwähnt, das ist den Machern wirklich, wirklich wichtig, das zu betonen. Aber oh nein, sie kommt aus der Simulation nicht mehr raus, yadda yadda yadda, das Übliche. Haben wir alles schon mal gesehen, in San Junipero, und da muss ich am Ende immer weinen.

Wäre alles eine nette Idee, wenn ich die Prämisse auch nur für eine Sekunde schlucken wurde. In der "neuen" Version eines alten Hollywood-Klassikers wird ein alter, weißer Mann durch eine junge, schwarze Frau ersetzt – und die Macher glauben allen Ernstes, dass das mutmaßlich doch eher etwas gesetztere und, nun ja, traditionsbewusste Publikum diesen selbstmörderischen Besetzungs-"Coup" goutieren, nein, FEIERN wird? Und dann gibt sich diese Schauspielerin zu keiner Zeit auch nur das kleinste bisschen Mühe, hm, weiß auch nicht, ZU SCHAUSPIELEN? Sondern redet und gestikuliert und verhält sich wie immer, ganz normal, als wäre sie nicht buchstäblich in einer anderen Zeit? Die wirkt so, als wäre sie aus Versehen irgendwie aufs Set gestolpert und müsste da jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen – aber ganz bestimmt nicht wie jemand, der das will und vor allem, KANN. Der Break zwischen dem, was die Story behauptet und dem, was sie tatsächlich zeigt, ist atemberaubend.

Eine lachhaft konstruierte Geschichte, hanebüchenes Drama, und alles nur, mal wieder, für "die Message". Das ist doch so gewollt, oder? Das ist doch GENAU die Kritik an modernem Entertainment. Oder? Hält uns Black Mirror hier tatsächlich den schwarzen Spiegel vor und das so elegant und subtil, dass wir es kaum bemerken? Unterschätze ich die Serie gerade? Ist das hier wirklich, jawohl, doppelbödig und clever? Kann das tatsächlich sein?

Ach, wisst ihr was, Black Mirror ist eine Serie für Pessimisten, deswegen bin ich auch pessimistisch und glaube:

Nein, es ist einfach nur anbiedernd und selbstverliebt und dämlich. Modernes Entertainment eben.

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e Bête Noire, 2025 - ★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-bete-noire/ letterboxd-review-871061434 Fri, 25 Apr 2025 01:50:23 +1200 2025-04-24 No Black Mirror: Bête Noire 2025 1.5 1458459 <![CDATA[

Black Mirror fing an als dystopische Science Fiction, hat in der letzten Staffel den Horror gestreift und ist nun offensichtlich in der Fantasy angekommen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass so ein albernes Konzept – Mini-Maschine verändert auf Knopfdruck mal eben die Realität – nicht sofort ausgemustert, sondern für Staffel 7 mit großem Aufwand verfilmt wurde.

Erkenntnisgewinn: Null, ebenso wie Überraschungseffekt. Skip.

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Wolf Speer
Black Mirror 5i544e Common People, 2025 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/black-mirror-common-people/ letterboxd-review-871003997 Thu, 24 Apr 2025 23:33:41 +1200 2025-04-24 No Black Mirror: Common People 2025 3.0 1458458 <![CDATA[

Technische Entwicklung verläuft exponentiell: Das heißt, sie hat sich in den letzten Jahrhunderten immer weiter beschleunigt und schreitet mittlerweile so rasend schnell voran, dass wir kaum noch Schritt halten können.

Black Mirror wurde mittlerweile überholt.

Denn das Konzept dieser Folge – um deine Liebsten am Leben zu erhalten, musst du immer teurere Abos abschließen – hätte uns vor ein paar Jahren wohl noch entsetzt zurückgelassen; heute sitzt man da und denkt: "Joa, echt schlimm, wahrscheinlich wird's genau so", und dann startet sofort die nächste Folge, weil man ein Abo bei Netflix abgeschlossen hat. Wir haben keine Kraft mehr, das so gruselig zu finden, wie es ist. Es geht alles zu schnell. Es ist alles zu laut.

So gesehen ist Black Mirror dann vielleicht doch noch ein ganz guter Spiegel unserer kollektiven, zum Zerreißen angespannten Psyche: Wir fühlen uns immer noch elend. Aber nicht, weil Black Mirror uns vor einer dystopischen Technik-Hölle warnt.

Sondern sie lediglich ankündigt.

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Wolf Speer
One Cut of the Dead 4y2s5g 2017 - ★★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/one-cut-of-the-dead/ letterboxd-review-870357805 Thu, 24 Apr 2025 03:58:15 +1200 2025-04-23 No One Cut of the Dead 2017 4.5 513434 <![CDATA[

Die Welt ist ein ganz kleines bisschen besser, weil es diesen Film gibt.

Vielleicht gibt es ja jemanden, der von One Cut of the Dead noch nie etwas gehört hat und überhaupt nichts darüber weiß. Diesen glücklichen, glücklichen Menschen wollen wir nicht eines der größten Vergnügen nehmen, die man als Horrorfan haben kann: Diesen Film zum ersten Mal und blind zu sehen. Deswegen ist das jetzt hier ein Befehl – jawohl, ein BEFEHL –, sofort One Cut of the Dead zu gucken, also wirklich JETZT.

Ich habe das Gefühl, ich sollte trotzdem noch ein kurzes Wort vorausschicken: Ich habe mittlerweile von sehr vielen Leuten gehört, dass sie die ersten 30 Minuten als Qual empfanden. Manche armen Seelen haben den Film sogar abgebrochen, nur um dann später reumütig Abbitte zu leisten. Ich selber kann das überhaupt nicht nachvollziehen, weil mich auch schon die erste halbe Stunde fasziniert hat, eben WEIL sie so sperrig und hakelig und roboterhaft wirkt. Ich wusste nicht, was für ein seltsamer, ungelenker Film das sein sollte, aber das hat mich nicht gestört, sondern herausgefordert. Ich war an Bord.

Solltet ihr aber nach ein paar Minuten ein ungutes Gefühl bekommen und gelangweilt sein, vielleicht sogar ein bisschen genervt, HALTET DURCH. Vertraut mir. Selbst wenn der Anfang für euch nicht funktioniert, das Ende macht das doppelt und dreifach wieder wett, da gebe ich euch eine gottverdammte Garantie.

One Cut of the Dead ist ein kleines Wunder in Filmform, warmherzig, kreativ und irrwitzig clever. Wer jemals selber mal mit seinen Kumpels Amateurfilme gedreht hat, der fühlt sich von diesem Film persönlich in den Arm genommen. Du magst Filme? Dann LIEBST du One Cut of the Dead, ohne jeden Zweifel.

Die ganze Lobeshymne im Podcast-Format kriegt ihr in unserer Folge!

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Wolf Speer
Motel Hell 5t305o 1980 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/motel-hell/ letterboxd-review-863114376 Wed, 16 Apr 2025 09:53:55 +1200 2025-04-15 No Motel Hell 1980 4.0 30924 <![CDATA[

Eigentlich steht auf dem Schild "Motel Hello", aber das O ist kaputt, also: "Motel Hell". Genial.

Ein exzentrisches Farmer-Paar killt Touristen und macht aus denen lecker Steaks für die ganze Stadt. Aber vorher wird das Frischfleisch noch gemästet. Im Gemüsebeet sind die Opfer eingegraben, noch lebend natürlich, nur die Köpfe gucken raus, und damit sie nicht schreien, werden ihnen vorher die Stimmbänder durchtrennt. Wenn es Zeit ist zu ernten, legt der Farmer den Köpfen ein Seil um und zieht die menschlichen Steckrüben mit einem Traktor aus der Erde, dann kommen sie in die Wurst. Das muss eine Gruppe von Rockern ebenso erfahren wie ein horny Bondage-Paar. Wenn ihr fragt, wie viele Leute Farmer-Boy eigentlich killen will, gebe ich euch dieselbe Antwort wie der langhaarige Typ in der Rügenwalder-Werbung: ALLE.

Ein bisschen blöd ist nur, dass sich eine hübsche und wirklich aber mal viel zu junge Blondine in unseren fidelen Fleischfarmer verliebt. Weil, also, die Blondine gehörte eigentlich zu einem coolen Biker, der Biker fiel aber eben unserem Farmer zum Opfer und weil die Blondine jetzt ja gar keinen hat, der sich um sie kümmert, bleibt sie doch am besten einfach direkt da auf der Farm, denn sie hat offenbar weder Familie noch Verwandte noch Freunde noch einen festen Job oder sonst IRGENDWAS in ihrem Leben, das sie veranlassen könnte, wieder zurück nach Hause zu gehen, also ach komm, bleibt sie doch einfach da. Das findet vor allem der Bruder des Farmers gut – Achtung, jetzt wird es ein bisschen kompliziert – also der Bruder des Farmers ist Polizist und weiß aber nicht, was sein Bruder, also der Farmer, so treibt, ihr erinnert euch, Menschen schlachten und verarbeiten und so. Ein krasser Showdown zwischen den beiden scheint unausweichlich! ABER! Der Polizist verliebt sich in die hübsche Blondine, was ihn nicht abhält, sie einmal abends im Autokino versuchsweise an-zu vergewaltigen, was diese eher genervt als traumatisiert zur Kenntnis nimmt, sie kennt das, Männer halt. Und bis dahin war er ja auch ganz nett.

So, seid ihr noch dabei? auf, es wird noch mitreißender: Unsere Blondine, Name übrigens vergessen, Jessy? Terry? Die verliebt sich auch, aber JETZT KOMMT'S, nicht in den Polizisten, sondern in seinen Bruder, den alten Metzgerfarmer! Weil der sowas Altväterlich-Solides hat, ein Charmeur alter Schule, und anpacken kann er auch, das mögen Frauen einfach. Jessy Terry will SEX mit ihm, so scharf macht er sie! 70 Jahre Altersunterschied, scheißegal, Aphrodisiakum dreckige Latzhosen! Aber der Farmer, kernkorrekter Dude, erwehrt sich empört ihrer sexuellen Avancen: Nein, dann müssen sie erst heiraten. Also will Jessy Terry ihn heiraten, MORGEN! Sie ist wirklich, wirklich scharf auf ihn, versteht ihr? So, und jetzt ratet, wer das doof findet: Der ANDERE Bruder, der notgeile Polizist!

Und: Die SCHWESTER des Farmers! Der Farmer hat eine Schwester. Die will Jessy Terry irgendwann aus Eifersucht umbringen, lockt sie in Schwimmreifen hinaus auf den See (Jessy Terry empfiehlt sich in dieser Szene übrigens für einen Miss-Wet-T-Shirt-Contest, if you catch my drift) und will sie dann da auf dem Wasser ... mit einer Rasierklinge umbringen? Es wird nicht ganz klar, was genau der Plan der matronenhaften Schwester ist, auf jeden Fall schlitzt sie sich selber aus Versehen mit der Rasierklinge den Schwimmring auf, was ein bisschen doof ist, weil sie nicht schwimmen kann. Zum Glück kommt unser Famer und klärt, aber knapp war's!

Ach ja, am Ende, ich hab's euch gesagt, epischer Showdown: Beide Brüder, der Farmer und der Polizist, kämpfen gegeneinander, wobei der Farmer eine Kettensäge hat und einen großen Schweinekopf auf seinem eigenen Kopf. Säg schnetzel oink, am Ende lebt nur noch einer. Berührendes Finale, das nachdenklich macht: Der Farmer hat doch alles nur getan, um den Hunger in der Welt zu lindern. Tränen fließen. Sei einziges Vergehen: Er hat DOCH Konservierungsmittel benutzt, obwohl er immer geschworen hat, sein Fleisch wäre zu 100 % natürlich. Ja so a Hundsfott.

Motel Hell ist nicht der beste Horrorfilm der 80er. Aber wer ihn sich ansieht, versteht sofort, warum die 80er das beste Jahrzehnt für Horrorfilme waren.

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Wolf Speer
Companion 2bk68 2025 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/companion-2025/ letterboxd-review-862237355 Tue, 15 Apr 2025 08:00:33 +1200 2025-04-14 No Companion 2025 2.5 1084199 <![CDATA[

"Du darfst auf keinen Fall den Trailer sehen!", schrien mich alle an, "Am besten weißt du GAR NIX über die Story!"

Ich guckte auf das Filmplakat.

"Und guck auch NICHT auf das Filmplakat!"

Okay, kombinierte ich messerscharf, der ach so krasse Storytwist ist dann wohl, dass die titelgebende Gefährtin (Sophie Thatcher) ein Cyborg ist. Großartig, hab ich mir die anderthalb Stunden gespart. Wenn ein Film so dumm ist, mir und jedem Menschen mit Augen ohne große Not die Überraschung zu verderben, null Mitleid von mir. Ich hatte Companion abgehakt.

Ihn nun aber in einem Anfall von Neugier doch noch nachgeholt. Und was soll ich sagen: Diese fast schon hysterischen Spoilerwarnungen von allen Seiten waren maßlos übertrieben und haben dem Film ironischerweise im Vorfeld auch nicht gut getan. Denn wer jetzt hier fälschlicherweise den nächsten Mindfuckfilm erwartet, wird ganz schön enttäuscht. Tatsächlich ist der vermeintlich schockierende Twist gar keiner, der Film macht das nämlich schon sehr früh klar. Und genau das fand ich äußerst angenehm – kein ewiges Rumlavieren und Rauszögern einer Enthüllung, die ohnehin schon jedem klar ist. Stattdessen gibt es ein paar sinnige Wendungen, ein paar schöne Kills, ein paar gelungene Einzelszenen. Nichts davon weltbewegend, aber auch nichts davon vergurkt.

Und vielleicht hätte es einen Stern mehr gegeben, wenn der total nette Jack Quaid nicht am Anfang so total nett gewesen wäre, dass jedem, der über zwei Gehirnzellen verfügt, nach dem Bruchteil einer Nanosekunde klar ist: Er ist ein Böser. Wow, hammer, bahnbrechend, der nette white guy ist ein riesiges Arschloch. Hatten wir ja erst neun Milliarden mal, irgendwann wird das ganz bestimmt wieder fresh.

Nee, da guck ich lieber nochmal M3GAN. Der ist zwar auch panne, versucht davon aber nicht mit einer, gähn, Message abzulenken.

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Wolf Speer
Heart Eyes 2u2g36 2025 - ★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/heart-eyes/ letterboxd-review-859512369 Sat, 12 Apr 2025 08:45:00 +1200 2025-04-11 No Heart Eyes 2025 2.0 1302916 <![CDATA[

Heart Eyes ist einer dieser Slasher-Filme, bei denen man sich später nur an die coole Maske des Killers erinnern wird. Und sie IST cool, muss ich zugeben, nette Idee mit den leuchtenden Herzaugen.

Das war's dann aber auch schon wieder. Der Rest ist genauso, wie ich es von Christopher Landon erwartet habe: Belanglos, beliebig, zu zahm für Horror und zu unlustig für Comedy. Wie Happy Death Day. Und Freaky. Der Mann und ich, wir werden keine Freunde mehr.

Was mich am meisten nervt: Dass er seine eine, ganz gute Idee völlig achtlos aus der Hand gibt: Da gibt es also diesen Killer, der nur Pärchen killt. Und unsere zwei Hauptfiguren sind kein Pärchen – das glaubt der Killer aber. Daraus kann man doch was machen: Ein Junge und ein Mädchen, die auf KEINEN FALL wie ein Paar wirken dürfen, obwohl sie sich natürlich gerade Hals über Kopf ineinander verlieben, sonst heißt es gute Nacht. Ganz im Ernst, das ist eine lustige Idee.

Aber nein: Lieber geht der Film auf Nummer sicher, macht aus einer skurrilen Prämisse nahezu nichts und will uns mit ein paar halbgaren Kills bei Laune halten. Und einer absolut lachhaften Auflösung. Hat man auch nicht so oft, dass die Identität des Killers absolut klar und gleichzeitig völlig hirnrissig ist. Ist auch nicht so wichtig, stattdessen soll ich am Ende ganz gerührt "Awwww!" machen, wenn sich zwei Leute finden, die mir nicht egaler sein könnten. Like I give a fuck.

90 verschenkte Minuten, die einfach nur ein überlanger Werbeclip für ein ganz nettes Halloween-Kostüm sind.

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Wolf Speer
There Are Monsters 15161j 2013 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/there-are-monsters-2013/ letterboxd-review-859498307 Sat, 12 Apr 2025 08:27:58 +1200 2025-04-11 No There Are Monsters 2013 2.5 320508 <![CDATA[

Dieser Film ist eine Hure.

Ohne Würde oder Selbstachtung macht er wirklich ALLES, um mir zu gefallen. Er hat keinen Funken künstlerischer Integrität, er biedert sich so schamlos beim Publikum an, dass es fast schon wieder respektabel ist. Stilistische Kohärenz – völlig egal. Wichtiger ist, dass wir uns gruseln. Und wenn es dafür einen billigen Jumpscare braucht, bringt dieser Film zur Sicherheit gleich mehrere.

Ein Found-Footage-Film, der sich nicht an seine eigenen Regeln hält, sowas hasse ich normalerweise wie die Pest. Die Kamera wackelt epileptisch hin und her, die Perspektiven sind physikalisch völlig unmöglich – bis wir raffen, dass einfach ALLES aus subjektiver Handkamera-Sicht gefilmt ist, auch wenn gerade niemand eine Handkamera bedient. Düster-dräuender Sound wird drunter gemischt, so viel zum Thema "Realismus". Nichts ist hier realistisch, nichts wirkt hier "echt". So viel Arbeit wollte sich der Film dann doch nicht machen.

Aber: Teufel noch eins, es funktioniert. Also: Nicht immer. Aber es gibt ein paar Sequenzen, die sind wirklich köstlich schaurig. Immer mehr Menschen stehen mit dem Rücken zur Kamera, und niemand weiß warum. Eine Frau hat ihren Pulli falschrum an, das Schild guckt raus. Ein Mann kritzelt nur sinnloses Zeig in sein Kreuzworträtsel. Und eine Verkäuferin lächelt breit, sehr breit und sehr unnatürlich, und fordert uns auf, doch nach hinten zu gehen, hinter den Vorhang, wo augenscheinlich eine Gestalt steht.

Es ist Invasion of the Body Snatchers, nur im Blair-Witch-Style, keine schlechte Idee. Paranoia im Digitalzeitalter, die Beklemmung kommt schon ganz gut rüber. Und ja: Diese saublöden Gesichts-Verzerr-Effekte sind genau das, saublöd. Aber halt eben auch ziemlich creepy. Ich bin ein einfacher Mann.

Sympathisches Indie-Projekt, dieser Film, und wenn man Found Footage mag, einen Blick wert. Aber auch wirklich nur dann.

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Wolf Speer
Death Proof u4d3a 2007 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/death-proof/ letterboxd-review-859483755 Sat, 12 Apr 2025 08:08:17 +1200 2025-04-11 No Death Proof 2007 3.5 1991 <![CDATA[

Vielleicht sollte ich wirklich mal den strafferen Double-Feature-Cut gucken. Ich kenne nur die lange Variante, fast zwei Stunden lang, und oh Junge, fühlen die sich LANG an.

Zumindest die erste Hälfte dehnt sich wie ein zäher, alter Kaugummi. Boah, Tarantino, schneid das alles weg, bitte. Das hier ist ein sein einziger Film, bei mich seine Masche nervt. Der mich mit seiner Selbstverliebtheit langweilt. Bei dem ich vorspulen will. Jede Dialogszene, jede Einstellung, jede popkulturelle Beobachtung, alles ist hier zu lang. Tarantino berauscht sich an seinen Millionen von Insidergags und Easter Eggs und vergisst dabei völlig, dass wir uns diesen Film angucken, um schrammelige Grindhouse-Action zu sehen. ACTION. So sehr ich Eli Roth mag, ne, aber der braucht bei aller Liebe keine mehrminütige Einzelszene, in der er versucht, Mädels klarzumachen. Alle reden. Und reden. Und reden. Und reden noch ein bisschen mehr. Dann gibt es endlich, endlich, erbarmenswerterweise Tote, und dann fängt der Film zum zweiten Mal an.

Neue Mädels, kein krisseliges Bild mehr, als wäre es irgendwann zu lästig gewesen, die Stilistik des Genres durchzuziehen. Und es wird erst mal wieder: Geredet. Tarantino liebt seine Mädels, es sei ihm gegönnt, aber Liebe macht nun mal blind. Blind für fatale Schwachpunkte im Skript, das sich fast störrisch weigert, endlich mal von der Bremse zu gehen. Wirklich essenziell ist hier fast nichts, und das habe ich sonst noch nie bei einem Tarantino-Film gespürt: Ödnis.

Aber dann, endlich, das Ende. Das große Finale – und eine der geilsten Autoverfolgungsjagden der Filmgeschichte. Ich wusste, was iert, und hatte trotzdem Herzklopfen vor Aufregung. Was Stuntfrau Zoe Bell hier zeigt, ist schlichtweg eine Sensation. Als wäre dieser Film urplötzlich aus dem Dämmerschlaf erwacht, presst er mich mit Kinetik, mit Geschwindigkeit, mit Aggressivität und vor allem: Mit purer Todesverachtung in den Sitz. Es ist einfach nur geil. Die letzten 20 Minuten machen die endlosen davor wieder wett, aber nur gerade so.

Also: Beim nächsten Mal den kürzeren Cut gucken. Oder die erste Hälfte einfach überspringen.

Nicht überspringen solltet IHR hingegen unsere Podcast-Folge, in der wir Death Proof noch viel ausführlicher besprechen.

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Wolf Speer
Mad God 1j2c6x 2021 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/mad-god/ letterboxd-review-848885478 Sun, 30 Mar 2025 11:03:17 +1300 2025-03-29 No Mad God 2021 4.0 846867 <![CDATA[

Die GANZ großen Fragen werden hier gestellt, darunter macht dieser Film es nicht. Religion und Glaube, Schicksal, Klassenkampf, der Sinn des Lebens und des Sterbens, was macht eigentlich den Menschen aus – alles, worüber Philosophen und Kiffer sich seit Anbeginn der Zeit den Kopf zerbrechen, wird hier in die Waagschale geworfen. Also: Wahrscheinlich. Vielleicht. Vielleicht ist das alles hier auch nur ein absolut zusammenhangloser Fieberalbtraum in Stop Motion, ohne Aussage, ohne Botschaft, Story oder roten Faden. Un Chien Andalou meets The Nightmare before Christmas.

Aber selbst WENN es so wäre, steige ich mit diesem Herzblut-Mammutprojekt jederzeit hinab in den Wahnsinn. Jede Einzelszene grotesker als die davor, als würde man Dantes Inferno lesen, wenn gerade die schizoaffektive Psychose wieder so richtig kickt. Was ganz GENAU da iert kann ich dir auch nicht sagen, aber Krieg, Leid, Qual, die Hölle der Existenz, sowas. Kann man edgy finden. Ich fühle mich elektrisiert.

Dieser Film wird eine von drei möglichen Reaktionen hervorrufen: Grenzenlose Begeisterung, nicht obwohl, sondern WEIL man gar nix rafft, aber dafür sieht es wenigstens abgefuckt aus alles. Oder man ackert Interpretationen und Analysen und Interviews mit dem Regisseur durch, weil man dieses animierte Kunstfilm-Monster knacken will. Oder man durchschaut diesen surrealen Bildersturm als unendliche Aneinanderreihung von gut getricksten, letztlich aber völlig substanzlosen Ekelszenen, die gerne ein Tool-Video wären. Steht jedem frei.

Aber ICH habe als Kind die Gespenster-Geschichten gesammelt und die Monstergalerie-Bilder rausgetrennt und alle über mein Bett gehängt; das waren ganzseitige Portraits von, nun ja, Monstern eben, eines bizarrer und schauriger als das nächste. Die habe ich mir sehr, sehr lange angeguckt und war ganz verzückt. Und ich habe SEHR gut unter meinen Monstern geschlafen.

Natürlich mag ich Mad God.


Und über Mad God sprechen wir auch im HorrOhr-Podcast, und das sogar mit Simon von Rocketbeans als Gast. Leute, echt mal: Das MÜSST ihr hören – hier klicken!

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Wolf Speer
Y2K 5z6y15 2024 - ★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/y2k-2024/ letterboxd-review-847967268 Sat, 29 Mar 2025 10:47:45 +1300 2025-03-28 No Y2K 2024 1.0 1094274 <![CDATA[

Ich kann nicht deutlich genug machen, wie sensationell UNLUSTIG dieser Film ist. Humor ist ja subjektiv, jeder findet andere Sachen witzig, aber wer HIER lachen kann, der beömmelt sich auch beim Ausfüllen der Steuererklärung.

Ja ja, quirky soll das hier alles sein, wacky und so "le random xDDD". Schenkelklopfer-Gags für Leute, die noch auf 9Gag unterwegs sind. Da ist ein ständig bekiffter Rastafari-Hippie, der ist halt... ständig bekifft, hahaha, ich kann nicht mehr, echt! Fred Durst taucht auf, der echte Fred Durst, und irgendein Drehbuchschreiber dachte sich wohl, dass wir uns kollektiv einnässen, aber statt Szenenapplaus löst dieser Film nur Mitleid aus. Break Stuff? Ja, diesen Film zum Beispiel.

Dabei ist die Story-Idee gar nicht mal so schlecht: Zur Jahrtausendwende schlägt er tatsächlich zu, der Millennium-Bug: Maschinen drehen durch, killen Menschen, entwickeln Schwarmbewusstsein. Ein paar linkische Teenies wollen die Roboter-Apokalypse aufhalten. Ein bisschen wie die High-School-Version von Edgar Wrights The World's End.

Nur dass Edgar Wright eben ein Genie ist und die Macher von diesem Film nicht. Alles hier ist flach, eindimensional, und vor allem: Müde. So müde, auch wenn der Film alles in seiner Macht stehende tut, uns das Gegenteil vorzugaukeln. Es gibt eine Szene, in der werden kurz die verschiedenen Schul-Cliquen vorgestellt. Und diesem kreuzdummen Film fällt nichts Clevereres ein, als mit der Kamera einfach von einer Gruppe zur anderen zu schwenken und dann jeweils kurz einen typischen Song von dieser Clique anzuspielen: Bei den Emos läuft dann halt Korn. Korn? Rinse, repeat, fertig ist die Szene. Kein Gag, keine frische Idee, einfach nur die absolut simpelste und naheliegendste Idee runterschrubben.

Ein paar Gewaltspitzchen im ersten Drittel können nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Horrorkomödie so unterhaltsam ist wie ein Virenscan. Ich dachte nach dem Angucken ganz ehrlich, dass der von Netflix sei. Aber dann erinnerte ich mich an das Logo am Anfang: A24. Der mit Abstand größte Schocker.

Ein Film wie die Aufregung um den Millennium-Bug: So überflüssig wie in der Rückschau peinlich.

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Wolf Speer
The Woman in the Yard 6o1ww 2025 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-woman-in-the-yard/ letterboxd-review-846279420 Thu, 27 Mar 2025 03:09:27 +1300 2025-03-26 No The Woman in the Yard 2025 2.5 1244944 <![CDATA[

"A profound meditation on grief", wetten? Das ist so ein Film, da kenne ich die Reviews ohne sie gelesen zu haben.

Ich stehe auf Metaphern-Horror so wenig wie andere auf Torture Porn. Das ist Präferenz und Geschmack, da gibt's kein richtig oder falsch. Ihr braucht mir jetzt nicht alle Filme runterbeten, in denen das Übernatürliche auch für irgendwas "stand", für Trauer, Depression, ihr wisst schon, und die auch total gut waren, The Babadook und so weiter. Also zunächst mal fand ich auch Babadook nicht so geil wie von allen hochgejazzt und zum anderen: Ja, klar gibt's auch in diesem Genre einige gute bis absolut fantastische Filme. Das ist einfach Wahrscheinlichkeit. Aber trotzdem: Wenn es EIN Genre gibt, das bei mir absolut gar nichts mehr auslöst, dann ist es Metaphern-Horror. Alles schon tausend mal gesehen, alles schon tausend mal gehört.

Es ist schon lustig, bei "normalen" Horrorfilmen, fürs tumbe Fußvolk, die popcornmampfende Masse, bei den ganzen Slashern und Monsterfilmen und Remakes und James-Wan-Jumpscare-Trash, da sind sich alle immer sehr schnell einig: Belanglos, banal, von der Stange. Innovationslos, berechenbar, macht doch genau denselben Scheiß wie alle anderen auch.

Aber sobald ein Film sich ein bisschen fein herausputzt, um dem Arthouse-Publikum zu gefallen, sind Banalität und Mittelmäßigkeit plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Ein bisschen Tiefgründigkeit vorgaukeln, Figuren sind traurig, irgendjemand muss einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten, ein Trauma hängt schwer im Raum, und schon wird man ganz betroffen oder soll es zumindest sein, vielleicht hilft der nächste Weißwein, aber bitte nicht zu kalt, wegen der Bronchien.

Dieser Film weiß ganz genau, was er tun muss, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, nämlich gut gefunden zu werden, ohne irgendwas besonders Beachtliches dafür zu tun. Das hier ist ein fast chirurgisch präzises Industrieprodukt, nach allen Vorgaben der Industrie gefertigt, jede Norm eingehalten, bereit zum Versenden. Dagegen ist auch nicht prinzipiell was einzuwenden. Man soll sich nur bitte nix vormachen: Das hier ist Fast Food – man weiß exakt, was man kriegt, man kriegt es schnell und ohne Schnörkel, es schmeckt genau so wie immer und kurz danach hat man es völlig vergessen.

Aber es wird eben ein bisschen vornehmer präsentiert als in der gammeligen Frittenbude, in die die ganzen Assis immer rennen.

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Wolf Speer
Titane l24d 2021 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/titane/ letterboxd-review-845618647 Wed, 26 Mar 2025 05:42:19 +1300 2025-03-25 No Titane 2021 4.0 630240 <![CDATA[

“Brilliant! I have absolutely no idea what’s going on.” – Ich fühle mich wie Homer Simpson, wenn er Twin Peaks guckt.

Ganz schöner Brocken von Film, der mich tatsächlich einigermaßen ratlos zurücklässt. Ich hänge ja nach wie vor der gar nicht mal so steilen These an, dass man auch die Filme eines David Lynch auf eine intuitive Art sehr wohl "verstehen" kann und viele Kunstfilme gar nicht so undurchdringlich und verstiegen sind, wie sie sich gerne geben. Bei DEM HIER allerdings hebe ich die Hände und gebe mich geschlagen: Keine Ahnung, was Regisseurin Julia Ducournau uns hier mitgeben wollte. Beziehungsweise: Wäre Titane nach etwa der Hälfte vorbei, könnte man sich schon was einigermaßen endes zusammenreimen: Eine junge Frau, die nach einem schweren Autounfall eine Metallplatte im Schädel und fürderhin eine sexuelle Obsession für Autos hat, killt Leute, viele und mit Freude. Eine Serienkillerin, die mit Autos vögelt, ja mei, es ist hier halt europäisches Kunstkino.

Aber dann, auf einmal, schlittert die Story in eine völlig andere Richtung wie ein Auto auf einer regennassen Straße: Unsere KFZ-Killerin gibt sich als verschwundener Teenie-Junge (!) aus, dessen Vater sie/ihn freudig wieder in die Arme schließt. Die Mutter des Verschwundenen durchschaut den Irrsinn sofort, aber gut, wenn es sie glücklich macht. Sie/er fängt bei der Feuerwehr an. Papa spritzt sich Steroide. Und am Ende kommt ein Baby auf die Welt, als hätte der ADAC Eraserhead neu gedreht. Was ich sagen will: Der Film ist WILD.

Ein zorniger Film ist das hier, es ist nur nicht ganz klar, WORAUF er zornig ist: Auf geifernde Männer, die sich räkelnde Frauenkörper angaffen? Auf die Frauen, die sich angaffen lassen? Auf die im Kern zutiefst chauvinistische Automobilbranche? Die hohen Spritpreise? Oder ist das hier das hochkomplexe Psychogramm einer verloren Frau ohne Identität? Eine Anklage an den Konformitätsdruck der modernen Gesellschaft? Geht's um die Angst vor dem Kinderkriegen? Die Zerrissenheit der Frau an sich, aufgerieben zwischen Selbstbild und von außen oktroyierten Erwartungen? Ein Werbefilm für die freiwillige Feuerwehr? Oder wollte Julia Ducournau einfach nur zeigen, wie eine Frau mit 'ner Gangschaltung masturbiert? Ich will's ehrlich gesagt gar nicht so genau wissen.

Was ich aber weiß: Dass ich Titane sehr faszinierend finde. Vielleicht bin ich zu doof für diesen Film, vielleicht redet er mir das nur sehr erfolgreich ein, die Wirkung ist dieselbe: Ich halte einfach mal für zwei Stunden die Klappe und schaue mir diesen Wahnwitz sehr konzentriert an.

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Wolf Speer
Home Sweet Home 2k352n Where Evil Lives, 2023 - ★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/home-sweet-home-where-evil-lives/ letterboxd-review-845025918 Tue, 25 Mar 2025 10:31:22 +1300 2025-03-24 No Home Sweet Home - Where Evil Lives 2023 1.5 1032321 <![CDATA[

Gamer wissen das, aber früher gab es unsere Spiele in zwei Formaten, PAL hier bei uns und NTSC in den USA und Japan. Dabei war PAL deutlich langsamer als NTSC, bis zu 17 %. Das heißt, unsere PAL-Games spielten sich im Vergleich zu den NTSC-Versionen träger, es kam einem fast vor wie in Zeitlupe.

Home Sweet Home ist das filmische Äquivalent zu einem PAL-Spiel.

Mein Gott, ist das eine zähe Schlaftablette. Jede Einstellung, jede Einzelszene, jeder Dialog, alle handelnden Figuren, alles läuft ab, als wäre es unter Wasser. Nilam Farooq schleicht laaaangsam in den Keller, schleicht laaaangsam zum Lichtschalter, dreht sich laaaangsam um, macht laaaangsam eine Tür auf, um dahinter ein total wichtiges Buch zu finden, das sie laaaangsam liest. Ihr denkt, ich übertreibe? Geht mal aus dem Zimmer, wenn die Kellerszene kommt. Und wenn euch euer Bauchgefühl sagt, dass die Szene mittlerweile vorbei sein muss, dass sie jetzt auf keinen Fall unmöglich immer noch in diesem verdammten Keller rumschleichen kann, kommt wieder rein. Ich schwör euch: Sie ist immer noch in dem Keller.

Und warum der Zeitlupen-Modus? Weil dieser Film sich von seinem Gimmick knechten lässt. Er ist nämlich in einem einzigen Take gedreht: Kein Schnitt. Und ja, zugegeben: Das ist aller Ehren wert. Finde ich wirklich mutig und respektabel, dass jemand das versucht. Nur: Wenn was nicht funktioniert, muss man auch die Größe haben, sich selbst und anderen das einzugestehen. Und Home Sweet Home wäre ein leidlich spannender, leidlich origineller, leidlich sehenswerter Gruselthriller geworden, wäre er normal gedreht. Aber mit diesem Damoklesschwert über sich, dass jeder kleinste Fehler, jeder minimale Patzer bedeutet, DASS MAN ALLES VON FUCKING VORNE DREHEN MUSS, tastet er sich so übervorsichtig Millimeter für Millimeter vor, als wäre das gesamte Team auf Valium. Dieser Film erzählt seine Geschichte so, wie alte Leute Sex haben.

Was ist denn eigentlich die Geschichte? Nilam Farooq ist schwanger, sehr sogar, und noch alleiner. Aber keine Angst: Ihr Mann, der total nette David Kross, kommt bald nach Hause. Oder ihr Schwiegervater, der ebenso total nette Justus von Dohnányi. Die sind wirklich total nett, sie muss sich da echt keine Sorgen machen. Nie im Leben würden diese beiden netten MÄNNER!!! was Übles im Schilde führen, richtig? Ist ja nicht so, dass sie beide Anhänger von einem beknackten Kult wären, hahahaha! Oh, und Kolonialismus. Irgendwas mit Kolonialismus. Weil WENN schön böse, dann so RICHTIG, oder? Ist sicherlich gut gemeint. Alles an diesem Film ist gut gemeint.

Aber gut gemeint ist ja bekanntlich das Gegenteil von ... aber ich will euch nicht mit Klischees langweilen.

Das tut Home Sweet Home nämlich schon genug.

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Wolf Speer
The Breach 83t1r 2022 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-breach-2022/ letterboxd-review-844971319 Tue, 25 Mar 2025 09:33:15 +1300 2025-03-24 No The Breach 2022 2.5 805473 <![CDATA[

Es gibt so Filme, da möchte man alles, was gut geworden ist, behalten, und den ganzen Rest wegschneiden, wie die glibbrigen Fettsehnen an einem schönen Steak.

The Breach ist so ein Fall.

Ganz viel möchte er sein, Body Horror, Mystery, kosmischer Schrecken. Ganz viel ist er dann auch, aber nichts davon so richtig. Die Prämisse ist verheißungsvoll: Eine grotesk zugerichtete Leiche liegt da beim Gerichtsmediziner eines kleinen Städtchens auf dem Seziertisch – sie hat keine Knochen mehr im Leib, und wachsen ihr aus der halb verwesten Hand etwa neue Finger? Schön eklig, schön irritierend. Unser tapferer Polizeichef John macht sich, zusammen mit seiner, natürlich, Ex und seinem, NATÜRLICH, Liebesrivalen auf, das Geheimnis zu lösen. In einem heruntergekommenen Landsitz irgendwo in den Sümpfen gehen seltsame Dinge vor sich. Man ahnt: Hier hat jemand verhängnisvolle Experimente gewagt, H.P. Lovecraft setzt sich schon mal in Positur.

Das gammelige Gruselhaus erinnert an die Schimmelvilla aus Resident Evil 7, und schlurfende Höllenmutanten in vollem Tageslicht zu zeigen, ist ein gewagter Einfall, aber wenigstens ein mutiger. The Breach erlaubt sich keine wirklichen Patzer, aber kommt auch nie so richtig aus dem Quark. Flackerndes Taschenlampenlicht in der Dunkelheit ist die ersten paar Minuten noch schön atmosphärisch. Aber der Schauereffekt nutzt sich schnell ab und der Regisseur ist einfach nicht versiert genug, die regelmäßigen Plot-Vollbremsungen clever zu kaschieren. Wenn man das Gefühl hat, man könnte jetzt mal schnell aufs Klo oder sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank holen, dann stimmt das fast immer auch: Veren wird man nicht viel.

Ehrenwerter Versuch, aber für Horrorfans durchschnittliche Hausmannskost. Lieber nochmal die besseren Konkurrenten The Void oder Baskin gucken.

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Wolf Speer
S. Darko 5h1r54 2009 - ★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/s-darko/ letterboxd-review-841370629 Fri, 21 Mar 2025 10:55:04 +1300 2025-03-20 No S. Darko 2009 2.0 17532 <![CDATA[

Ach herrje.

Okay, okay, er ist nicht unguckbar. Ein paar Sachen gefallen mir sogar ganz gut: Ein nächtlicher Meteoritenschauer sieht immer geil aus. Das Hasenkostüm kommt wieder, NATÜRLICH, aber diesmal in der edgy Metal-Variante, lass ich durchgehen. Und dass Daveigh Chase, die im ersten Teil Donnies kleine Schwester Samantha spielte, dieselbe Rolle tatsächlich ein paar Jahre später nochmal ausfüllt, cool, immerhin ein bisschen Kohärenz.

Nun hat also Samantha Darko seltsame Visionen, Zeitschleifen, alles mysteriös. Ich bin sicher, wenn man ganz genau auft, ergibt das alles irgendwie Sinn. Aber ich persönlich fand es hart, mich voll auf den Plot zu konzentrieren, weil mich so viele dämliche Design-Entscheidungen genervt haben: Die Schauspieler wirken zu keiner Sekunde wie real existierende Menschen, sowie ich niemals das Gefühl habe, etwas anderes zu sehen als Filmsets. Anders als Richard Kelly, dem Regisseur von Donnie Darko, gelingt es den Machern von diesem Sequel absolut null, bei mir das Gefühl für einen echten, lebenden Ort voller echter, lebender Menschen zu erzeugen. Oder sonst ein Gefühl. Da kann die Kamera plötzlich kippen wie im übermächtigen Vorgänger: Hier ist das nur eine hohle Anbiederung ohne Substanz.

Und sorry, ich war ja nie ein Mädchen im Teenie-Alter, ne... Aber wenn SO Mädels-Freundschaften aussehen, dann hab ich auch nicht viel vert. Alter Schwede, Samantha und ihre Roadtrip-Freundin giften und bitchen sich an, UND ZWAR IN EINER TOUR. Völlig unbegreiflich, warum diese zwei Turbo-Zicken miteinander auch nur fünf Minuten verbringen. Irgendwann dachte ich: "Boah, Mädel, hau ihr doch einfach eine rein." Mir war egal, wer wem eine reinhaut, Hauptsache dieses permanente Angefucke hört endlich auf.

Wie gesagt: Keine KOMPLETTE Katastrophe, und wenn man mit viel, viel Wohlwollen und Nachsicht rangeht, ist dieses Sequel zu einem der großen Kulthits der frühen 2000er vielleicht einen zaghaften Blick wert, und sei es nur aus einer morbiden Neugier heraus.

Und wenn IHR auch morbide neugierig seid, dann hört euch doch gleich noch unsere Podcastfolge zu Donnie Darko und, jawohl, S. Darko an!

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Wolf Speer
Donnie Darko 6i591t 2001 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/donnie-darko/ letterboxd-review-841356263 Fri, 21 Mar 2025 10:35:08 +1300 2025-03-20 No Donnie Darko 2001 4.0 141 <![CDATA[

"Why are you wearing that stupid bunny suit?"
"Why are you wearing that stupid man suit?"

Originell und krass provokant wäre es jetzt natürlich, Donnie Darko kacke zu finden. Ihn als völlig überschätzte Eintagsfliege abzustempeln, die uns damals nur beeindruckt hat, weil wir jung und dumm waren und noch nicht die hardcore super Filmexperten, die wir heute sind, DAS SIND WIR NÄMLICH.

Aber nein, sorry, langweilige Mainstream-Meinung: Donnie Darko ist auch heute noch, fast ein Vierteljahrhundert nach seinem Erscheinen, ein ganz wunderbarer Film. Warmherzig und melancholisch, geheimnisvoll und aufrichtig, versponnen und doch auf eine intuitive Art ganz klar. Nicht alles wird erklärt, nicht alles lässt sich schlüssig auflösen. Aber am Ende spüren wir doch alle dasselbe: Den fast zärtlichen Schmerz eines fernen Verlustes. Von dem, das wir hatten und von allem, was wir hätten haben können. It's a very, very mad world.

Nach ein paar Minuten hatte er mich wieder so gepackt wie damals. Die Bilder, der verschrobene Soundtrack, die Kameraspielereien, die in einem geringeren Film eitel und selbstverliebt gewirkt hätten, aber hier das Traumartige unterstützen, das diesen Film umgibt – jedes Detail stimmt. Donnie Darko ist nicht nur ein Film, er ist eine eigene, kleine Welt, in die ich anderthalb Stunden abtauche und die ich nur unter stummem Protest wieder verlasse. Aber so ist das halt im Leben: Manchmal muss man das, was man liebt, loslassen. Es ist absurd. Kein Wunder, dass Donnie am Ende über alles so lachen muss.

Kurz: Kult.

Und wem das nicht reicht, der kriegt in unserer Podcast-Folge noch mehr Abgenerde über Donnie Darko! Und, aber nur für die ganz harten: Hier habe ich auch noch was zum Sequel S. Darko geschrieben.

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Wolf Speer
Spider Baby 6s6h3s 1967 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/spider-baby/ letterboxd-review-839682052 Wed, 19 Mar 2025 05:56:49 +1300 2025-03-18 No Spider Baby 1967 4.0 28504 <![CDATA[

Spider Baby ist so ein Film, taucht andauernd auf Bestenlisten auf, schon lange als "Muss ich mal gucken" abgespeichert, aber ich wusste nicht so ganz warum. Ehrlich gesagt wusste ich gar nichts über diesen Film.

Jetzt weiß ich es.

Schon beim Vorspann schlug mein Herz schneller: Lon Chaney jr.? Holy Shit, DER Lon Chaney? Der Wolfsmensch? Und dann: Sid Haid? Motherfucking Captain Spaulding in einer frühen Rolle? Ich habe mich für ein Stück Horrorfilmgeschichte bereit gemacht und das habe ich auch bekommen. Was für ein schräger, aufrichtiger, einzigartiger Film, irgendwo zwischen Horror-Groteske, Familiendrama und sehr schwarzer Komödie.

Man möchte an Tobe Hoopers legendäres Texas Chainsaw Massacre denken, aber noch mehr an Rob Zombies House of 1000 Corpses – das ja wiederum eine tiefe Verbeugung vor dem Kettensägenmassaker war. Und siehe da: Sid Haig wurde ja erst mit seiner Rolle als Psycho-Clown Captain Spaulding in eben jenem House of 1000 Corpses zur Ikone, nachdem Rob Zombie ihn aus der Rente zurückholte. So schließt sich der Kreis – ich liebe das so, wenn ich immer mehr begreife, wie mein Lieblingsgenre zusammenhängt und sich weiterentwickelt hat.

Gar nicht weiterentwickelt haben sich die Kinder der Merrye-Familie, um die es geht. Sie sind schon erwachsen, aber haben alle einen schweren Hau: Ralph (Sid Haig) ist glatzköpfig, stumm und sozial gehemmt, dafür horny. Virginia ist aufgedreht wie ein kleines Mädchen, isst aber Insekten. Und Elizabeth spielt am liebsten das Spinnenspiel, bei dem sie Leute fesselt und dann ersticht. Und ihr denkt, EURE Familie wäre bekloppt.

Lon Chaney ist der Chauffeur der Familie, der die Kinder unter seine Fittiche genommen hat. Als ein paar entferne Verwandte ihnen das Haus wegnehmen wollen, eskaliert die Situation: Es kommt zu Toten. Und Lon Chaney muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Publikum damals ernsthaft verstört war, denn dieser Film IST verstörend. Nicht auf eine plumpe Blut-und-Metzel-Art, sondern weil er allerschwerste emotionale und kognitive Schäden ganz nonchalant, fast augenzwinkernd zeigt. Es ist eine Freakshow, die wir hier sehen, und von der Faszination dieses Spektakels kann man sich nicht ganz freimachen. Wir schaudern über diese kranken Menschen, wir lachen mal mit ihnen, mal über sie. Aber weggucken – wollen wir nicht. Was sie tun, ist schrecklich, und zu keiner Zeit behauptet der Film das Gegenteil. Wir sehen hier keine missverstandenen Antihelden. Sondern gefährliche Menschen, die Hilfe brauchen. Und trotzdem – oder gerade deswegen – berührt uns das dramatische Ende. Lon Chaney kämpft mit den Tränen und ich habe gerade eine fantastische, unbesungene Performance des Horrorfilms gesehen.

Es ist wirklich so irre lohnenswert, hin und wieder alte Schinken auszugraben.

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Wolf Speer
The Hunt 3s652b 2020 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-hunt-2020/ letterboxd-review-838949830 Tue, 18 Mar 2025 08:11:05 +1300 2025-03-17 No The Hunt 2020 3.5 514847 <![CDATA[

Als Horror-Snob finde ich Blumhouse selbstverständlich erst mal kacke, wie es sich gehört. Ich muss aber leider immer wieder feststellen, dass mir viele Filme von diesen Spackos viel besser gefallen, als ich es öffentlich zugeben dürfte: Vorhang auf für The Hunt.

Erwartet habe ich wenig bis gar nichts: Verhaltene Kritiken, im Kino völlig untergegangen. Und wenn ich "Sozialkritik" höre, kriege ich reflexartig sowieso Gesichtsblähungen, hau mir ab. Aber dieser beknackte kleine Film macht irritierend viel richtig: Das Erzähltempo ist flott, die Gewaltspitzen kommen schnell und hart, und das beste: Hier bekommen beide Seiten, links und rechts, ihr Fett weg. Man kann gar nicht genau sagen, wer jetzt bekloppter ist.

Ein Haufen Fremder wacht irgendwo in der Wallachei auf. Noch bevor sie geschnallt haben, was abgeht, werden sie schon beschossen und der Reihe nach massakriert. Nur eine ist eine Spur cleverer, taffer und cooler als der Rest: Crystal (die von mir sehr gemochte Betty Gilpin). Sie lässt sich nicht so einfach abmurksen und schlägt zurück – mit Messern, Shotgun und allem, was Wunden macht.

Die Prämisse – reiche Gutmensch-Eliten machen Jagd auf prollige Rednecks – ist natürlich hochgradig albern und dieser Film weiß das zum Glück auch. Wer hier die maximal halbernst gemeinte Satire nicht sehen und sich stattdessen lieber angegriffen fühlen will, dem ist nicht mehr zu helfen. Ich fand es sehr erfrischend und sehr sympathisch, dass ein Film sich endlich mal wieder traut, in beide Richtungen zu keilen. Die Asis trauen den Reichen wirklich zu, Menschenjagden zu veranstalten, so dumm sind die! Und die Reichen veranstalten WIRKLICH Menschenjagden, weil wenn das eh alle glauben, kann man es ja auch machen, so verkommen sind die! Das ist Pop-Satire: Laut, grell und subtil wie ein Tritt vors Schienbein. Aber eben auch sehr unterhaltsam.

Und teilweise wirklich überraschend: Wenn eine Schauspielerin, die ich auf den Tod nicht leiden kann, nach ein paar Minuten völlig unvermutet den Kopf weggeblasen bekommt, reicht mein Grinsen von einem Ohr zum anderen. Da hatte mich der Film schon. Und dann tritt Betty Gilpin auch noch heftigst Arsch, ohne dabei zur müden Girlboss-Karikatur zu verkommen, die das Actionkino der letzten 10 Jahre vollkleistert – es ist eine Freude, da zuzugucken. Beim Endkampf, dem vermutlich besten Küchen-Catfight seit Kill Bill, da habe ich es mir eingestanden:

Ich finde The Hunt ziemlich gut. Und hab jetzt schon Bock, den irgendwann nochmal zu gucken.

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Wolf Speer
Twixt 1m2i3j 2011 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/twixt/ letterboxd-review-838257572 Mon, 17 Mar 2025 12:16:35 +1300 2025-03-16 No Twixt 2011 3.0 78381 <![CDATA[

Batman und der Geist von Edgar Allan Poe lösen einen Mordfall. Wer glaubt, dass Francis Ford Coppola erst mit Megalopolis den Verstand verloren hat, hat Twixt noch nicht gesehen.

Und das meine ich gar nicht mal böse, im Gegenteil: Ohne Rücksicht auf Zuschauerwartungen oder die Gebote schlüssigen Storytellings verrührt der Meister hier gut gelaunt jeden möglichen Quatsch, den selbst Stephen King in seiner Koks-Phase ein bisschen albern gefunden hätte. Coppola scheitert hier mit voller Überzeugung, und das finde ich sehr einnehmend.

Batman, also Val Kilmer, schreibt Horrorbücher. Bruce Dern hat eine super Idee für eine Geschichte. Eine Leiche hat noch den Pflock im Körper stecken. Die Turmuhr zeigt drei verschiedene Zeiten an und der Sternenhimmel ist CGI. Elle Fanning trägt ein cooles Gothic-Outfit und eine krasse Zahnspange. Alden Ehrenreich ist auch dabei, vielleicht ist er ein Vampir, schwer zu sagen. Kinder sterben. Und am Ende war alles nur ein Traum. Glaube ich. Apropos Ende: Ganz zum Schluss werden entscheidende Plotpunkte nochmal schnell mit einer gammeligen Texteinblendung aufgelöst, weil Coppola offenbar entweder kein Geld mehr hatte oder keinen Bock oder beides. Das ist alles so herrlich tölpelig, dass ich diesem vergurkten Nonsens einfach nicht böse sein kann.

Das hier war ein Herzensprojekt, das merkt man in jedem Frame. Mit allem, was dazugehört - im Guten wie im Schlechten. Vielleicht hätte ein bisschen weniger Herz und ein bisschen mehr Hirn gutgetan, aber auf der anderen Seite: Dann wäre Twixt vielleicht besser geworden, okay, aber damit auch normaler. Berechenbarer. Langweiliger.

Eine richtig schön verquaste Gothic-Schmonzette ist das hier, gemacht von einem, der eine Version hatte und keinen, der ihm ins Gewissen geredet hat. Ungefilterter Grusel-Trash, sowas kauft man sich in Buchform am Flughafen, wenn man irgendwas braucht, was einen für ein paar Stunden unterhält. Ein Film wie ein Absinthrausch: Alles schräg, alles schief, aber unterm Strich schon ganz lustig.

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Wolf Speer
Possession 6a6z5s 1981 - ★★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/possession/ letterboxd-review-834939177 Fri, 14 Mar 2025 02:34:51 +1300 2025-03-13 No Possession 1981 4.5 21484 <![CDATA[

Isabelle Adjani und Sam Neill gehen durch die Hölle.

Aber nicht die Feuer-und-Schwefel-Kinderhölle, an die sowieso kein Mensch glaubt. Sondern die Hölle einer Trennung.

Wir sehen fassungslos zu, wie sich zwei Menschen gemeinsam hinab in den Wahnsinn ziehen. Aus Liebe ist erst Gleichgültigkeit geworden und jetzt Hass. Wie zwei Maschinen, die nicht mehr richtig aufeinander eingestellt sind, beschädigen sich sich gegenseitig, irreparabel. Es ist die Apokalypse. Und sie endet – buchstäblich – im Krieg. In dem es schon lange nicht mehr darum geht, zu gewinnen. Sondern darum, maximal zu zerstören.

Sie sind ein Paar, diese beiden, oder waren es mal. Ganz normale Menschen sollen das sein, aber nichts ist ganz normal in diesem Film. Jede Figur immer zu theatralisch, zu überhöht, um wirklich "real" zu sein. Realität gibt es hier nicht. Sondern nur die Zerrspiegel-Version davon, in der alles schräg und verformt ist. Schon in den ersten paar Minuten wird klar, dass wir in einem Albtraum sind. Anfangs ist er nur beklemmend. Aber am Ende gipfelt er in absolutem Terror.

Vor allem Isabelle Adjani geht hier an die Grenzen des Darstellbaren. Sie schreit, sie weint, sie hält sich das elektrische Messer an den Hals. Ihre Augen sind weit aufgerissen vor panischem Entsetzen über sich selbst und über das Leid, das sie verursacht, um ihren eigenen Schmerz zu lindern, erfolglos. "Ich habe mit jedem gefickt" raunt sie triumphierend dem Mann zu, den sie mal mochte, und es spielt keine Rolle, ob das stimmt oder nicht, es tut weh. Darum geht es und nur darum. Legendär ist ihr Nervenzusammenbruch in der U-Bahn-Station. Nur zweimal konnte sie das drehen, liest man, und man glaubt es sofort. Es ist schon beim Zusehen erschöpfend.

Der Horror hier ist nicht nur ein sprichwörtlicher, sondern ein buchstäblicher: Menschen sterben. Leichenteile liegen im Kühlschrank. Und im Bett zuckt ein schleimiges Tentakelmonster, das Sex mit Isabelle Adjani hat. Es ist absolut grotesk und absolut faszinierend.

Possession ist ein wahrer Monolith von Film, der mich von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselt. Man kann das hier für ganz große, fiebrige, todesmutige Filmkunst halten oder für eitlen, auf Hochglanz polierten Edeltrash – diesen Film juckt es nicht und mich auch nicht. Er beißt zu und lässt mich bis zum Schluss nicht los. Unmöglich, dass er nichts bei einem auslöst. Und wenn es nur das stumme Stoßgebet ist: Wenn WIR uns mal trennen, das wird schon scheiße, aber bitte bitte um Gottes Willen nicht SO.

Und, kleiner persönlicher Bonus: Possession spielt, selbstverständlich nicht zufällig, 1981 im geteilten Berlin, genauer: in Kreuzberg, in der Nähe der Mauer. Genau da habe ich als Kind gelebt, das war meine Gegend, mein Leben, da bin ich aufgewachsen. Und ich habe es GEHASST. Und wie Possession dieses Berlin inszeniert, ist genau so, wie es sich damals für mich angefühlt hat: Grau. Erdrückend. Lebensfeindlich. Schlimme Flashbacks zum Albtraum der Kindheit, schlimme Flashbacks zur schmerzhaftesten Trennung:

Ich liebe diesen Film.

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Wolf Speer
In Search of Darkness 5v2p4w 2019 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/in-search-of-darkness/ letterboxd-review-829083704 Fri, 7 Mar 2025 21:30:14 +1300 2025-03-07 No In Search of Darkness 2019 3.5 586577 <![CDATA[

Eine Dokumentation über einige der wichtigsten Horrorfilme der 80er. Das sieht dann so aus, dass da viele, viele Leute sitzen, die direkt oder nur am Rand was mit Horror zu tun haben, und ein bisschen was erzählen, zu diesem, diesem und auch diesem Film. John Carpenter ist dabei, Corey Taylor von Slipknot, Joe Bob Briggs, Barbara Crampton, Brian Yuzna, Cassandra Peterson und und und. Es ist wie ein Klassentreffen mit Leuten, die man lange nicht mehr gesehen hat und die man sehr mag.

Aber auch mit Leuten, bei denen man sich fragt, was zum Teufel sie da verloren haben. So ist das halt bei einer Doku, die fast viereinhalb Stunden (!!!) lang ist, da ist auch einiges an Füllermaterial dabei. Im Grunde hetzen wir hier von einem Film zum nächsten, erfahren ein paar Hintergrundinfos (selten) oder jemand findet den Film toll und sagt das (oft). Immerhin gibt es immer wieder kurze Segmente, die sich einem konkreten Unterthema des Horrors widmen, wie "Final Girls" oder "Bösewichte".

Wirklich was Neues erfährt man als erfahrener Horrorexperte hier nicht, aber immerhin ist es schön flott geschnitten und nett aufbereitet. Auf jeden Fall gut, um sich eine Liste anzufertigen mit Streifen, die man entweder mal wieder sehen sollte oder dringend mal nachholen muss.

So hat In Search of Darkness 1 wenig, was es besser macht als vergleichbare Horror-Dokus, aber dafür ist es eben so wahnsinnig umfangreich. Das hier ist echt ein Brocken, den man aber gut weggucken kann, langweilig wird es nie, nur eben ein bisschen beliebig. Ich mag's.

Aber nochmal kurz zu den Leuten: Manche O-Töne sind echt herzlich überflüssig. Darcy the Mail Girl aus der Show von Joe Bob Briggs macht eigentlich nicht viel mehr, als mit gebotoxtem Gesicht starr zu lächeln und verschiedene Varianten von "I was like 'Oh my god!'" in petto zu haben und James A. Janisse, der Host vom "Dead Meat"-YouTube-Kanal, hat seine Texte so OFFENSICHTLICH vorgeschrieben und auswendig gelernt, dass es mich wahnsinnig macht. Er kommt aus seiner Rolle als nicht raus. Mann ey, der Typ macht mit einfallslosen "Kill Count"-Videos richtig Kohle. Natürlich schwingt bei meinem Angriff Neid mit. Dieser Sack.

In Search of Darkness Teil 2 wird's dann weitergehen.

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Wolf Speer
Maniac 4g145m 2012 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/maniac-2012/ letterboxd-review-828382035 Fri, 7 Mar 2025 03:33:11 +1300 2025-03-06 No Maniac 2012 2.5 103620 <![CDATA[

Elijah Wood killt und skalpiert Frauen – und das in Egosicht! Klingt aufregend und ein bisschen schockierend, ist aber nix davon so richtig. Die First-Person-Ansicht bleibt nur ein Gimmick, das die Identifikation mit dem irren Protagonisten ironischerweise eher erschwert als erleichtert. Und der Grund dafür ist schnell auszumachen:

Es ist die Kameraführung. Ganz schlicht und einfach. Die Kamera ist viel zu künstlich, ihre Bewegungen viel zu fließend, als dass ich auch nur für eine Sekunde wirklich glaube, ich würde hier die Welt durch die Augen eines echten Menschen wahrnehmen. Mir ist schon klar, dass ein Film aus der Ich-Perspektive nie WIRKLICH so aussehen kann, das wäre ein heilloses Gewackel und Rumgereiße, kein Mensch könnte sich das angucken. Aber ein bisschen mehr Naturalismus hätte Maniac unbedingt vertragen, um seine behauptete Illusion aufrecht zu erhalten. Stattdessen schwebt die Kamera federleicht durch die Szenerie, als wäre der Kopf von Elijah Wood eine Steadycam, kein Gewackel, keine ruckartigen Bewegungen, alles bombenfest verschraubt. Es wirkt einfach absolut seltsam. Und vor allem: Irritierend künstlich.

Und darunter leidet dann der ganze Film, auch und vor allem die Dialogszenen. Gerade die unerfahreneren Schauspieler sind es augenscheinlich nicht gewohnt, direkt IN die Kamera zu sprechen und lächeln roboterhaft ins Leere, warten auf ihr nächstes Stichwort. Besonders bemerkbar in der Date-Szene ziemlich am Anfang. Das junge Mädel könnte sich auch als Cyborg entpuppen, so künstlich und unecht spielt sie. Da stolpert dieser Film über sich selbst, beziehungsweise: Über sein Gimmick, das er mit grimmiger Entschlossenheit durchzieht. Klar, für die PR ist das gut. Für den Film an sich weniger.

So lässt mich das alles ziemlich kalt, was hier iert, selbst wenn ich "live" dabei bin, wie eine junge Frau bildschirmfüllend massakriert wird. Und wenn in so einem Film die Gewalt nicht schockt, dann bleibt nicht mehr viel, denn der Plot ist papierdünn, das Psychogramm des Täters, ganz genre-typisch, flach. Immerhin ist der Soundtrack von Rob echt ziemlich gut. Und schick ist Maniac auch. Aber mir ist das ein bisschen zu dünne.

Ich finde nach wie vor das Original um Längen besser und jetzt so im Nachhinein ärgere ich mich fast ein bisschen über diese Neuauflage. Ein Psycho-Slasher aus der Perspektive des Killers, geile Idee! Aber dann erwarte ich auch, dass voll durchgezogen wird. Dann muss ich wirklich zu 100% im Kopf des Wahnsinnigen sein. Und das ist bei diesem Film fast unmöglich, dafür ist er zu geleckt, zu glatt, zu artifiziell. Und so sehr wir alle Elijah Wood mögen – den Psycho kauf ich ihm nicht ganz ab.

Sauschade – aber es gibt ja immer noch das Original. Und damit für mich Gleichstand mit In A Violent Nature, der leider auch scheiterte, dafür aber der interessantere Film ist.

+ + +

Wir haben auch im Podcast über Maniac gesprochen, zusammen mit Antje Wessels. Hier anhören!

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Wolf Speer
Thanatomorphose 1y443r 2012 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/thanatomorphose/ letterboxd-review-826477915 Tue, 4 Mar 2025 20:52:14 +1300 2025-03-04 No Thanatomorphose 2012 3.0 144204 <![CDATA[

Das ist hier wieder so ein Fall, den hat man als Horror-Fan immer wieder: Wie bewertet man so einen Film? Der nach allen objektiven Maßstäben schlecht ist? Der amateurhafte Schauspieler hat, lachhafte Dialoge, hässliche Bilder? Keine Story? Kann ich an den dieselben Maßstäbe anlegen wie bei einer großen Hollywood-Produktion?

Und meine Antwort darauf: Nein, kann und will ich nicht. Weil Thanatamorphose eben KEIN Hollywood-Film ist, kein glatter Mainstream für ein möglichst breites Publikum. Sondern genau das Gegenteil: Nischigster Underground für ein paar Freaks und Feinschmecker. Räudiges Kino für Aussätzige, das ekeln und verstören und Tabus brechen will.

Und DAFÜR ist Thanatamorphose tatsächlich ziemlich gut geraten.

Laura verrottet bei lebendigem Leib. Das ist der gesamte Plot. Wir sehen sie immer weiter verfallen; erst hat sie nur ein paar blaue Flecken, dann fallen ihr die Fingernägel aus, dann suppscht Blut und Eiter aus jeder Körperöffnung. Mit blutendem Kopf kann sie immer noch spitzenmäßige Blowjobs geben, aber später, wenn sie mehr faulendes Fleisch als lebender Mensch ist, wird es selbst ihrem sexsüchtigen Arschloch-Boyfriend zu viel, er lehnt ihre Avancen angewidert ab. Ein Fehler. Sein letzter.

Sex und Tod, Eros und Thanatos, sind hier die bestimmenden Motive. Sigmund Freud hätte seine helle Freunde mit diesem kruden Stück Independent-Schocker gehabt, aber ganz ehrlich: Sonderlich tiefgründig ist das hier nicht. Laura masturbiert und denkt dabei an ihren eigenen Tod, während ihr buchstäblich die Haut vom Körper fällt. Ja ja, schon klar: Schon zu Beginn des Films ist sie innerlich tot, nun zieht ihre fleischliche Hülle nach. Das kann man jetzt für wahnsinnig clever halten (ist es nicht) oder tiefenpsychologisch komplex (ist es auch nicht) – oder man genießt einfach die Show. Ich entscheide mich für letzteres.

Bei so einem Film müssen die Effekte gut sein, das ist das wichtigste. Alles andere ist zweitrangig, aber wenn es in einem Film um nichts anderes geht als zu zeigen, wie eine junge Frau bei vollem Bewusstsein verwest, dann muss das auch verdammt nochmal gut aussehen. Und hier punktet Thanatomorphose auf ganzer Linie, das Make up, die Maske, das Kunstblut, die Fleischfetzen, der ganze Rott und Verfall, das kommt alles großartig authentisch rüber. Am Ende ist die ganze abgedunkelte Wohnung voll von Blut und Fäulnis und Maden und man kann förmlich den Tod in jedem Frame riechen. Natürlich ist das sensationsgeil und vulgär. Das ist der ganze Punkt.

Ich kann Thanatomorphose nicht empfehlen, zumindest nicht nach "normalen" Maßstäben. Das hier ist ein Ding für Freunde des Ungewöhnlichen und Bizarren, das sich erst mal gegen den guten Geschmack richtet. Anecken, ekeln, abstoßen, das will dieser Film und ich vermute, bei vielen Leuten erreicht er das auch. Aber ich mag ihn, nicht trotz, sondern WEGEN seiner Unkonventionalität. Kein Mensch macht so einen Film, um damit reich zu werden. Sondern um etwas auszudrücken, und sei es nur die Faszination der Abscheu. Substanziell ist das nicht. Aber unbedingt beeindruckend.

Ich finde es sehr cool, dass dieser Film mittlerweile legal in Deutschland auf Blu-ray erschienen ist, sogar in einem edlen Mediabook. Er steht jetzt bei mir im Regal und jedes Mal, wenn ich an ihm vorbei gehe, denke ich:

Schön. Nix für jeden.

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Wolf Speer
Hellboy 1m3755 The Crooked Man, 2024 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/hellboy-the-crooked-man/ letterboxd-review-825581904 Mon, 3 Mar 2025 23:02:38 +1300 2025-03-03 No Hellboy: The Crooked Man 2024 2.5 1087822 <![CDATA[

Hat mir besser gefallen als Hellboy II: The Golden Army von Del Toro. So, ich hab's gesagt.

Ich kenne die Hellboy-Comics nicht und habe keinen besonderen Bezug zur Figur, für mich kann ein Hellboy-Film also nicht viel "falsch" machen. Außer mich zu langweilen. Und das hat der hier nicht.

Die ganze Geschichte um eine Hexe und den titelgebenden Crooked Man fühlte sich an wie eine kleine Nebenquest in einem Videospiel oder eine Mini-Serie innerhalb, nun ja, einer Comicreihe. Ein kleines, abgeschlossenes Abenteuer, quasi eine aufgeblasene Monster-of-the-Week-Episode. Und das fand ich tatsächlich mal erfrischend.

Kein übermäßiger Bombast, kein atemloses Hecheln zur nächsten Superduperwowepic-CGI-Sequenz, es öffnet sich mal kein fußballfeldgroßes Höllenportal unter New York oder so ein Quatsch. Alles hier fühlt sich klein und kompakt an; das war sicherlich dem wenigen Budget geschuldet, tut dem Film aber durchaus gut. Ein großer Sturm auf eine belagerte Kirche, eine Monsterspinne, eine heilige Schaufel – ich fühlte mich bisweilen fast an eine zahmere Version von Evil Dead erinnert. Finde ich nicht unbedingt schlimm.

Ebenso wenig wie die wackeligen Computereffekte. Fotorealismus darf man hier nicht erwarten, kein Mund bleibt hier sperrangelweit offen stehen, keine Bauklötze werden gestaunt. Und wieder: Finde ich nicht fatal. Wichtiger sind mir da die Atmosphäre, der Charme, den so ein Film für mich haben muss. Und den hat er.

Wie gesagt, ich kenne die Comics nicht, deswegen kann ich nicht einschätzen, ob Jack Kesy die Substanz der Figur Hellboy gut eingefangen hat. Aber für mich hat seine Darbietung ziemlich gut funktioniert: Der mürrische Griesgram mit einem goldenen Herzen (und abgefeilten Hörnern), immer eine Selbstgedrehte im Mund, immer bereit, ein paar dämonische Ärsche zu treten. Hat Ron Pearlman in der Rolle natürlich auch schon gemacht und das ja auch verdammt gut und wirklich radikal anders ist Kesys Interpretation nicht. Trotzdem beweist er hier genug Eigenständigkeit, um vor dem übergroßen Vorbild zu bestehen; ich hatte nie den Eindruck, dass er Pearlman einfach nur kopieren will. Er erliegt aber zu Glück auch nicht der Versuchung, die Rolle noch größer, noch greller, noch lauter anzulegen. Er fügt sich gut in diesen Film: Unaufgeregt.

Was mich aber richtig hart rausgerissen hat: Jack Kesy trägt hier offensichtlich ein Hemd, auf das sein roter Sixpack nur aufgedruckt ist. Und wenn er sich ungünstig bewegt, schlägt es Falten, die man nicht mehr un-seen kann, wenn man sie mal bemerkt hat. Das sieht so gammelig aus, jeder Fanfilm auf YouTube hätte so einen Patzer vermieden. Ladies, auch wenn's schwer fällt: Guckt NICHT auf seine unechten Bauchmuskeln, wenn ihr euch die Illusion nicht ruinieren wollt.

Keine Granate ist das hier, man kann den ganzen Film getrost skippen. Aber auf mich wirkte er wie das Produkt von Leuten, die die Vorlage kennen und mögen und ihr bestes gegeben haben, obwohl sie fast keine Kohle hatten.

Sympathisch und ehrlich, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Wolf Speer
The Boogey Man 422j5z 1980 - ★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-boogey-man/ letterboxd-review-822836766 Sat, 1 Mar 2025 10:16:15 +1300 2025-02-28 No The Boogey Man 1980 3.5 40220 <![CDATA[

Ein kleiner Junge erdolcht den brutalen Lover seiner Mutter, die kleine Schwester sieht alles mit an.

Schnitt. 20 Jahre später.

Das Mädchen ist nun erwachsen und hat selber ein Kind, der Bruder ist seit dem traumatischen Erlebnis stumm und arbeitet da irgendwie in dem Haus mit. Aha, denken wir uns, alles klar, der Bruder ist jetzt selber ein psychopathischer Killer, wow, hammer originell.

Sollte man meinen. Aber urplötzlich wird The Boogey Man übernatürlich, nix mit herkömmlichem Psycho-Stalker – der Geist des ermordeten Lovers steckt nämlich im Spiegel, und als der Spiegel kaputt geht, wird der Geist freigelassen und kann jetzt Leute heimsuchen, die dann gegen ihren Willen morden. Wenn Leute von einer Spiegelscherbe angeleuchtet werden, dann gute Nacht. Telekinese kann er übrigens auch, da schweben dann auf einmal Gegenstände durch die Luft, huch!

Das klingt wüst und ist es auch. Aber trotzdem schafft es dieser Film, alles zu einem einigermaßen runden Gesamtbild zusammenzusetzen. Der Score ist minimalistisch und effizient, die (wenigen) Todesszenen haben durchaus Schauwerte. Am Ende schwebt eine Frau mit einer grün leuchtenden Spiegelscherbe im Auge einen Meter über dem Boden und ein Priester will den Dämon in ihr mit einem Kruzifix bannen – und nennt mich naiv, aber DAS hab ich nicht kommen sehen.

The Boogey Man ist kein Klassiker und wird auch nie einer. Aber wer mal einen Slasher mit einem etwas anderen Geschmack sucht, sollte hier mal rein schauen. Und sei es nur wegen des absoluten besten Kills etwa zur Filmmitte: Ein Typ kriegt von hinten einen (natürlich fliegenden) Schraubenzieher durch den Kopf, dessen Spitze vorne aus seinem geöffneten Mund wieder rausragt und ein Mädel wird von der sich schließenden Autotür in seine Richtung geschubst und spießt sich dann selber an der Schraubenzieherspitze auf, quasi ein menschlicher Schisch Kebab.

Mann, ich LIEBE Horrorfilme.

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Wolf Speer
Hush 3a5t5j 2016 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/hush-2016/ letterboxd-review-822543200 Sat, 1 Mar 2025 01:49:11 +1300 2025-02-28 No Hush 2016 3.0 376570 <![CDATA[

Am meisten fertig macht mich bei diesem Film, wie verbissen er uns zu überzeugen versucht, die Armbrust sei eine gute Waffe, um sich gegen einen irren Killer zur Wehr zu setzen.

Nein. Ist sie nicht. Sie ist sperrig, unhandlich, schwer nachzuladen. Wenn du mit deinem EINEN Schuss, den du hast, daneben schießt, was bei einer ungeübten Person in etwa 100 % der Fälle ieren wird, bist du am Arsch. Mädel: Bleib bei einem schön scharfen Messer. Eine Schere. Herrgott, nimm den Klopömpel und zieh ihn dem Typen über den Schädel. Aber lass diese scheiß Armbrust liegen.

Ansonsten ist das hier ein netter kleiner Home-Invasion-Thriller, der genau weiß, was er sein will und soll und darüber hinaus keine großartigen Ambitionen hat. Nicht mal anderthalb Stunden dauert das Katz-und-Maus-Spiel, dann Abspann. Weiß ich zu schätzen.

Kate Siegel, die Ehefrau von Regisseur Mike Flanagan, gibt eine überzeugende One-Woman-Show als gehörlose Autorin allein zu Haus. Ich habe damals selbstverständlich den Wehrdienst verweigert und meinen Zivildienst unter anderem mit gehörlosen Kindern geleistet, daher kannte ich ein paar Gebärden noch, das Alphabet kann ich bis heute. War ein kleiner Trip zurück in die Vergangenheit.

Klaren Abzug gibt's aber für den billigen Taschenspieler-Trick, uns eine dramatische Schockerszene zu zeigen und dann feige einen Rückzieher zu machen: Just kiddig lol, war nur ein Traum. Fällt unschön auf, wenn ein Film noch mehr Suspense rausquetschen will und dafür dann auch schummelt. Wäre nicht nötig gewesen, ärgert mich.

Für Flanagan-Fanboys wie mich ist es immer schön, bekannte Gesichter zu entdecken, die einem erst später, etwa in der fantastischen Serie Midnight Mass, so richtig auffallen sollten. Immer ein bisschen wie ein Klassentreffen. Nett. Und genau so ist auch dieser Film: Nett. Meint es gut. Unterhält ohne größere Patzer.

Das reicht manchmal ja auch völlig aus.

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Wolf Speer
Brightburn 6c6lb 2019 - ★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/brightburn/ letterboxd-review-822533704 Sat, 1 Mar 2025 01:28:14 +1300 2025-02-28 No Brightburn 2019 2.0 531309 <![CDATA[

Was, wenn Superman EIN ARSCHLOCH wäre?!?

Gähn.

Ja gut, da kann dieser Film nur bedingt was für, dass diese Grundidee schon lange nicht mehr originell oder gar subversiv ist, daran hat sich Watchmen abgearbeitet und bei The Boys war es auch ganz lustig. Also, bevor die Macher ihre eigene Serie demontiert haben, weil zu viele Leute – und vor allem natürlich: die "falschen" Leute – Homelander cool fanden.

Hier ist unser Superman nun also ein kleiner Junge, der irgendwann seine mörderischen Triebe entdeckt, wachgerufen von seinem außerirdischen Raumschiff, das noch in der Scheune der Eltern liegt. Der Bengel killt ein bisschen, kriegt rot glühende Augen, am Ende will er die Welt unterjochen. Warum? Kein besonderer Grund, das scheint einfach seine genetische Bestimmung zu sein. Der Film zuckt mit den Schultern und ich auch.

Es gibt ein paar Gewaltspitzen, das hat mich gefreut – Nahaufnahme von Glassplittern, die sich in einen Augapfel bohren. Aber so ganz will dieser Film nie in Gänge kommen, vielleicht hat das Budget nicht zu mehr gereicht oder es sollte sich alles ganz bewusst klein anfühlen, das kann ja auch durchaus ein guter Ansatz sein. Aber hier bleibt vor allem Ernüchterung zurück: Das Potenzial war da, nur es voll auszunutzen hat sich keiner getraut.

Immerhin: Die Wollmaske im DIY-Stil ist ziemlich cool.

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Wolf Speer
Twin Peaks h3956 Fire Walk with Me, 1992 - ★★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/twin-peaks-fire-walk-with-me/ letterboxd-review-822529436 Sat, 1 Mar 2025 01:17:04 +1300 2025-02-28 No Twin Peaks: Fire Walk with Me 1992 4.0 1923 <![CDATA[

"And the angels wouldn't help you. Because they've all gone away."

Düsterer war David Lynch wohl nie. Die letzten sieben Tage im Leben der Laura Palmer: Schmerz und Leid und Tränen und Dunkelheit. Wer eine heimelig-schrullige Seifenoper mit ein paar Mystery-Elementen erwartet, wie es ja vor allem die zweite Staffel von Twin Peaks war, kriegt hier ein Schleudertrauma.

Der Plot von Twin Peaks geht nach dem schockierenden Cliffhanger-Ende nicht weiter, stattdessen blicken wir zurück – auch wenn wir bereits wissen, was ieren wird. Endlich ist Laura Palmer nicht mehr nur eine Erinnerung, ein Name, sondern ein echter Mensch. Mit Abgründen, die tief in die Dunkelheit reichen. Ist der Tod irgendwann vielleicht sogar eine Erlösung? Am Ende weint Laura und man möchte mitweinen – vielleicht aus Freude, dass sie endlich ihren Engel sieht. Oder aus Wut, weil ihr Engel bis dahin keinen Finger gerührt hat, um sie zu retten.

Lynch konnte sich hier endlich wieder voll austoben und man merkt es in jedem Frame. Keine schwachsinnigen Subplots mehr um erwachsene Frauen, die sich für Teenager halten oder greise Bürgermeister, die beim Sex einen Herzinfarkt kriegen. Lynch nimmt keine Rücksicht auf Zuschauererwartungen, bekömmliche Nebenher-Unterhaltung ist das hier zu keiner Sekunde. Sondern sperrig, surreal und in seiner Unangetheit absolut konsequent. Ein gigantischer Flop war dieser Film, der viele Leute regelrecht sauer gemacht hat. Wahrscheinlich wurde kein anderer Film von Lynch von seinem Publikum bei Release so sehr gehasst wie dieser. Erst in den letzten paar Jahren hat er allmählich eine neue Wertschätzung erfahren, viele Leute bezeichnen ihn jetzt als ein weiteres Meisterwerk von Lynch. Sie haben Recht.

Und als Letztes: Es ist wirklich wild, wie viele absolut fundamental wichtige Plot-Elemente und Figuren auftauchen, die dann erst in Staffel 3, geschmeidige 25 Jahre später, entscheidend sind. Philipp Jeffries. Judy. Garmonbozia. Der Arm, der beim nächsten Wiedersehen kein Arm mehr sein wird. Man MUSS Fire Walk With Me gucken, wenn man The Return auch nur andeutungsweise verstehen will.

Großer Film. Unbedingt angucken. Aber seid gewarnt: Zu Lachen gibt's hier nicht mehr viel.

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Wolf Speer
The Wicker Man 501322 2006 - ★★★ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-wicker-man-2006/ letterboxd-review-820156673 Wed, 26 Feb 2025 03:39:51 +1300 2025-02-25 No The Wicker Man 2006 3.0 9708 <![CDATA[

Poes Gesetz ist ein interessantes Phänomen der Internet-Kultur. Es besagt, dass eine Parodie extremer Inhalte nicht als Parodie erkennbar ist, wenn man sie nicht explizit als solche kennzeichnet. Also vereinfacht ausgedrückt: Wenn jemand einen legendären Klassiker wie The Wicker Man von 1973 aufs Korn nimmt und die Leute nicht nochmal ganz eindeutig darauf hinweist, dass das alles nicht ganz ernst gemeint ist, checkt das keiner und alle NEHMEN es ernst.

Willkommen zu The Wicker Man von 2006.

Dieses Remake gilt als eines der schlechtesten aller Zeiten, dessen Ruch (nicht Ruf) womöglich die Strahlkraft des Originals übertrumpft hat. Schon krass irgendwie, dass es mittlerweile Millionen von Leuten gibt, die "The Wicker Man" hören und sofort an "Not the Bees!" denken. Wie übel dieser Film ist, ist der Stoff von Legenden. Und auf den ersten Blick stimmt es ja auch, absolut nichts will hier zusammenen, alles ist beknackt, alles ist die dumme Version von etwas Klugem. Die Amis nennen so einen Film griffig dumpster fire.

Aber, und jetzt rechtfertige ich meine Drei-Sterne-Wertung: The Wicker Man ist, neben The Room, vielleicht das leuchtendste und konsequenteste Beispiel dafür, dass etwas SO schlecht sein kann, dass es schon wieder gut wird. Dieser Film hat sich qualitäts-technisch freigeschwommen und fühlt sich schon längst nicht mehr dem starren Korsett von "gut" und "schlecht" unterworfen. Wenn Nicolas Cage zwei Männer sieht, die einen blutigen Sack tragen, in dem OFFENSICHTLICH ein Mensch ist und er fragt schmunzelnd, ob sie darin einen Hai haben (or something), dann weht mich der Eishauch echter Kunst an: Hier versagen Ratio und Intellekt, hier betrete ich das Reich des Fühlens. Ein einziger Satz wirft die ganz großen Fragen auf: Was soll das alles? Was ist mein Platz im Universum? Ist alles Chaos oder Plan? Unmöglich, irgendeine Sinnhaftigkeit aus der Willkürlichkeit meiner Existenz zu pressen, ich muss Dinge einfach geschehen lassen, mich dem Ungreifbaren fügen. In der abstrakten Zufälligkeit des Seins an sich liegt seine Schönheit: Nicolas Cage fragt nach einem Hai. Das IST einfach so. Ich senke mein Haupt in Demut.

Überhaupt, Nicolas Cage: Was wäre dieser Film ohne ihn? Seine Rolle als Ermittler auf einer abgelegenen Insel legt er betont unaufgeregt an, er beißt die Zähne zusammen, nuschelt sich durch seine Zeilen, zeigt möglichst wenig Emotionen – obwohl es sich doch, wie sich später und völlig überflüssigerweise rausstellt, um seine eigene Tochter handelt, die verschwunden ist. Wäre die Inszenierung mal auch so unterkühlt, wäre womöglich ein willkommener und dem Geist des Originals sehr verwandter Uncanny-Valley-Effekt entstanden. Stattdessen meint der Regisseur, uns mit ollen Kamellen aus der Mottenkiste des Gruselfilms enttäuschen zu müssen. Sind die Einwohner auf der Insel im Original irritierend jovial, wenn auch sonderbar und verschroben, muss hier alles durchgehend düster und unheilvoll sein, damit auch der letzte Dulli noch rafft, dass irgendwas nicht stimmt auf der Insel. Ja, danke, hab's gecheckt.

Niemand schien hier genau gewusst zu haben, was für eine Art von Film das überhaupt werden soll. Nicolas Cage rennt im Bärenkostüm durch die Gegend und karatekickt Leelee Sobieski volle Kanne in die Wand. Dann puncht er noch eine andere Frau um. Und, ich glaube, noch eine. Er brüllt seine Ehefrau an: "How'd it get burned? HOW'D IT GET BURNED?!?" Eine andere bedroht er mit der Waffe, weil sie ihm nicht ihr Fahrrad geben will. Und, natürlich, wenn auch nur als rausgeschnittene Szene: "No! Not the Bees! Not the Bees! Aaaaaargh! Aaaaaarglblblblblbhhh!" Man ist sich nicht ganz sicher, ob Nicolas Cage in diesem Film wahnsinnig ist oder die anderen oder man selber.

Ich behaupte: Kein Mensch kann The Wicker Man einfach irgendwann ausmachen, wenn man ihn angefangen hat. Es gibt keine einzige Stelle im Film, bei der man denkt: "Okay, ich weiß ab jetzt genau, was als nächstes iert." Alles hier ist so bizarr, so zerfasert, jede einzelne Entscheidung ist genau die falsche, man muss das einfach sehen. Man WILL das einfach sehen. Ich meine das ganz unironisch: Ich habe mit diesem sensationell missratenen Quark mehr Spaß als mit vielen "guten" Filmen. The Wicker Man scheitert so todesmutig und rückhaltlos, dass man es nur bewundern kann. Dieser Film stürzt schon nach ein paar Minuten ab, aber mit Stil.

Der Original-Wicker-Man ist einer der besten (Horror-)Filme aller Zeiten, da schließe ich mich selbstverständlich an. Und dieses Remake ist absolut glorreicher Trash. Ich mag sie beide, aus völlig unterschiedlichen Gründen.

Unbedingt ein Guilty Pleasure.

+ + +

Sowohl das Original als auch dieses Gerümpel hier haben wir im HorrOhr-Podcast besprochen.

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Wolf Speer
The Wicker Man 501322 1973 - ★★★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/the-wicker-man/ letterboxd-review-820082447 Wed, 26 Feb 2025 01:02:07 +1300 2025-02-25 No The Wicker Man 1973 4.5 16307 <![CDATA[

"Do sit down, Sergeant. Shocks are so much better absorbed with the knees bent."

Was für ein Monolith von Film – endlos faszinierend, endlos wieder-anguckbar. Ein Horrorfilm ist das hier, und gleichzeitig ein Mystery, ein Drama, ein verqueres Musical, eine Groteske. In der einen Sekunde fragt man sich, ob das alles hier ganz ernst gemeint sein kann; nein, kann es nicht, offensichtlich nicht, man wähnt sich beinahe in einem Sketch von Monty Python. Und in der nächsten Szene läuft einem die Gänsehaut über die Arme, und dabei tanzen und singen da nur Kinder, in herrlichstem Sonnenschein. And on that bed there was a girl, and on that girl there was a man.

Vielleicht gibt es keinen anderen Horrorfilm, der ähnlich stark das Gefühl des Unheimlichen vermittelt. Un-heimlich im Wortsinn: Das hier ist nicht mehr dein Heim. Nicht mehr deine vertraute Umgebung. Alles hier ist eine Winzigkeit verschoben, auf den ersten Blick wirkt alles ganz normal, aber auf den zweiten offenbaren sich die Risse im Gefüge der dieser trügerischen Normalität. Erst sind sie mikrofein, kaum zu bemerken. Aber am Ende bringen sie alles zum Einsturz, in einem flammenden Inferno. Buchstäblich.

Ich beneide jeden, der diesen Film zum ersten Mal sehen kann. Der zum ersten Mal den Schock des Endes erlebt, wenn das Puzzle endlich zusammengesetzt ist. Wenn das Begreifen dich in die Knie zwingt: Es MUSSTE so kommen und nicht anders. Wie konnte man das nicht sehen? Nun ja: Wenn eine nackte Britt Ekland im Nebenzimmer ihren Verführungstanz aufführt, kann man schon mal ein wenig abgelenkt sein. Eine übermenschliche Stärke legt der arglose Polizist Howie da an den Tag, der auf der Insel Summerisle das Verschwinden eines vermissten Mädchens aufklären soll. Seltsam sind diese Inselbewohner, verschroben, exzentrisch, heidnische Gottheiten beten sie an und lassen ihre Kinder nackt über die Wiesen tollen. So nackt wie Britt Eklund hinter der Tür. Aber Howie, obwohl von rasender Fleischeslust geplagt, bleibt standhaft. Der Preis dafür wird hoch sein.

Wicker Man, der "Citizen Cane der Horrorfilme", wird seiner Legende gerecht. Es gibt vermutlich im ganzen Genre keinen Film, der mit ihm vergleichbar wäre – Ari Asters Midsommar, der sich überdeutlich in Richtung seines großen Vorbildes verneigt, ist eine respektable Epigone. Aber auch nicht mehr – nicht gegen DIESEN Film.

"Some things in their natural state have the most VIVID colors."

+ + +

Die ausführliche Besprechung (auch zum Remake!) gibt's beim HorrOhr-Podcast.

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River of Blood 106e2g 2024 - ★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/river-of-blood/ letterboxd-review-815075661 Thu, 20 Feb 2025 20:54:26 +1300 2025-02-20 No River of Blood 2024 1.5 1222064 <![CDATA[

Da kriege ich also von der Presseagentur River of Blood zugeschickt; ein Kannibalenfilm in guter alter Tradition von Cannibal Holocaust soll das hier sein. Ich freue mich. Aber dann mach ich das Päckchen auf: Eine DVD ist es. Keine Blu-ray – eine DVD. Und auf der Verpackung: FSK 16. Ich ahne Schlimmes.

Und das kriege ich dann auch. Kannibalen-Exploitation ohne Exploitation: Keine nackte Haut, keine Gewalt – und wenn doch, dann nur ein bisschen, nie explizit und das spritzende Blut ist nur ein CGI-Effekt. Ein Lacher ist der abgehackte Kopf im Kochtopf – bis man genau hinschaut und sieht: Kommt auch wieder nur aus dem Computer. Gähn.

Leider ziemlich überflüssig, das Ganze. Wer auf dieses ganz spezielle Sub-Genre des Horrorfilms steht, der will es derbe, explizit und räudig. River of Blood ist nichts davon – ein Horrorfilmchen von und für Leute, die sich nun gar nichts mehr trauen.

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Wolf Speer
Xoftex 11443u 2024 - ★★½ https://letterboxd.sitesdebloques.org/gamewerwolf/film/xoftex/ letterboxd-review-814309076 Thu, 20 Feb 2025 01:00:27 +1300 2025-02-19 No Xoftex 2024 2.5 1238481 <![CDATA[

"Vielleicht erzähle ich diese Geschichte auch auf diese Weise, weil ich sie nicht anders erzählen kann", sagt der Regisseur Noaz Deshe im Presseheft zu seinem Fantasy-Gruseldrama Xoftex. Das klingt erstmal schön und zwingend. Aber leider liegt genau da auch ein bisschen das Problem.

Xoftex erzählt die Geschichte von den syrischen Flüchtlingen Nasser und Yassin, die im griechischen Auffanglager Softex seit Jahren auf einen Bescheid warten, ob sie nun einreisen dürfen oder nicht. Um der Monotonie und den Spannungen im Lager etwas entgegenzusetzen, drehen sie Zombiefilme mit minimalsten Mitteln. Nasser gleitet dabei allmählich in eine surreale Traumwelt ab.

Das klingt prickelnd, nach herausforderndem Genrekino, das uns neue Sichtweisen präsentiert und Geschichten erzählt, die wir sonst nirgendwo anders zu hören kriegen. Die Schrecken der echten Welt, visualisiert in fantastischen Traumbildern – aufregend, sperrig, berührend. Und Xoftex ist das alles auch – ein bisschen. Aber nichts davon ganz.

Obwohl die Kamera immer ganz dicht dran ist, kriege ich doch nie wirklich ein Gefühl für Nasser, für seine konkreten Sorgen, seine tatsächlichen Ängste. Viele Hintergrundinfos werden nur angedeutet, verlieren sich im Vagen, als hätte der Regisseur Angst, uns mit Kamellen zu langweilen, die wir alle schon kennen. Noaz Deshe hat viel recherchiert, mit vielen Betroffenen gesprochen. Und fatalerweise war genau das vielleicht der Pferdefuß, denn während ER sehr viel über die Lebensbedingungen und Schwierigkeiten in Flüchtlingslagern zu wissen scheint, setzt er dieses Wissen nun auch bei uns voraus. Nein, ich möchte von meinen Filmen nicht belehrt werden. Aber AUFGEKLÄRT? Unbedingt. Und hier macht Xoftex nur einen mittelguten Job.

Und leider sind auch die versprochenen surrealen Traumsequenzen nur halbherzig in die zweite Hälfte des Films integriert – was natürlich auch dem wenigen Budget geschuldet ist, ein Film wie dieser hat nicht die Möglichkeiten einer Multimillonendollar-Produktion. Schon klar. Aber so bleibt's dann eben nur bei ein paar wirklich schönen Bildern, die sicherlich viel bedeuten, mich visuell aber nie verblüffen. Klar wird das mal ein bisschen schaurig, kurz, wie eine gruselige Albtraumsequenz in einem ansonsten nüchternen Sozialdrama. Und genauso fühlt sich Xoftex an. Wie ein im Kern doch recht konventionelles Drama, verfilmte Gesellschaftskritik, die sich von den Mittbewerbern nur deswegen abhebt, weil eben ein kleines bisschen Fantasy und Surrealismus vorkommt. So als würde der Regisseur ahnen, dass er sonst wenig im Angebot hat, das hängen bleibt. "Vielleicht erzähle ich diese Geschichte auch auf diese Weise, weil ich sie nicht anders erzählen kann". Hm.

Ich finde es ohne jede Ironie absolut großartig, dass es einen Film wie Xoftex gibt, der sich, bei aller ärgerlichen Unentschlossenheit, trotzdem mehr traut als typische Betroffenheits-Schmonzetten im deutschen Fernsehen. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er ein Erfolg wird und Noaz Deshe noch sehr viele Filme machen kann. Er beherrscht das Handwerk und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben – keine Einwände. Aber wirklich empfehlen kann ich Xoftex leider nicht, zumindest nicht für Horrorfans und als solcher schreibe ich meine Kritiken ja. Alles hier ist gut gemeint und gut gemacht. Xoftex wird seine Zuschauer finden. Aber FANS? Da bin ich nicht so sicher.

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Wolf Speer